Freut euch nicht zu früh
Von Lorenz Wagner und Alexander Hagelüken
Nach der Finanzkrise vor fünf Jahren versprachen die mächtigsten Politiker der Welt, sie hätten die Lage jetzt im Griff. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Seitdem ist alles schlimmer geworden. Die nächste Krise wird noch viel gefährlicher.
Natürlich treffen sie sich nicht im Büro. Es ist ein Gespräch unter Vertrauten, inoffiziell. Also ein Hotel, eines, dessen Café eine Empfangsdame bewacht. "Sie haben reserviert?" Ein Tisch in einer Nische, Blick auf die Londoner City, die wichtigste Finanzmeile der Welt. Um die Ecke thront die Bank of England; vorne, in den Gassen, treiben die Menschen dem Wochenende entgegen, die Händler in Grau, die Analysten in Blau. Die Restaurants sind voll, vor den Bars drängen sich die Menschen. Gelächter, Musik, Champagner. Weihnachten rückt näher, Boni-Zeit. Allein die Bank Barclays schüttet fast drei Milliarden Euro aus. Cheers.
Die drei Männer im Hotel plaudern ein wenig. Auf der einen Seite ein älterer Herr, graues Haar, Hemd mit Seidenschimmer, Union Jack auf den Manschettenknöpfen. Er ist eine Instanz in der Wirtschaftswelt, seine Worte bewegen Märkte und Milliarden. Auf der anderen Seite zwei jüngere Manager, die auch mal zum Empfang des Notenbankchefs gehen oder mit Angela Merkel telefonieren. Sie freuen sich, den Alten zu treffen. Was hat er zu erzählen, wie sieht er die Lage?
Die beiden sind sich nicht ganz einig: Der eine fürchtet schwere Zeiten, vielleicht sogar eine neue Bankenkrise, der andere widerspricht. Die Zahlen sind doch gut. Es herrscht sogar ein neuer Geist in der City, sagt er. Die jüngsten Skandale? Einzelfälle. Er redet etwas hastig; ein wenig, als wolle er sich selbst beruhigen.
Der Alte hört geduldig zu. "Sie fürchten also", sagt er nach einer Weile, "dass uns wieder eine solche Finanzkrise trifft?" Die beiden schauen ihn an.
Eigentlich müsste der Alte jetzt sagen, was er immer sagt, in Interviews, in offiziellen Gesprächen: "Wir sind in der Phase der Erholung." Und er müsste hinzufügen: "Der Patient hat das Schlimmste überstanden." Schließlich ist er Wortführer einer Institution, die allein mit ihren Worten die Welt erschüttern kann. Oder beruhigen.
Aber der Alte sagt sie nicht, diese vertrauten Sätze. Er lächelt nur bitter. "Nun, ich fürchte, nach unserem Gespräch werden Sie noch mehr Angst haben." Stille.
Noch mal eine Finanzkrise? Noch mal einen Absturz der Wirtschaft. Millionen Arbeitslose. Firmenpleiten. Kurzarbeit. Banken retten, mit Billionen Steuergeld.
o o o
Genau fünf Jahre ist es her, dass die großen Nationen der Welt ein Versprechen gegeben haben, hier in London, Anfang April 2009, beim G20-Treffen, dem "entscheidendsten Gipfel", wie Angela Merkel damals sagte. Es war die Konstitution einer Weltregierung, der Versuch, die Wirtschaft zu retten. Und die Banken zu fesseln, die Auslöser der Jahrhundertkrise.
Zwei Tage lang tagten die Regierungschefs. Ließen sich berichten, was ein Bankenversagen bedeutet. Erschraken, als ihnen der Präsident der Weltbank beim Arbeitsessen erklärte: "Zum ersten Mal seit 1945 schrumpft die Weltwirtschaft, um 1,5 Prozent. Die Kindersterblichkeit wird steigen. 200 000 Babys, die sterben müssen."
Und sie begannen zu streiten. Wer trug die Schuld? Und Barack Obama stand auf und sagte: "Es stimmt, dass die Krise in den USA begonnen hat, ich übernehme die Verantwortung." Und sie überlegten, was zu tun sei. Sie gaben eine Billion für die Wirtschaft. Und zur großen Überraschung kamen sie in einer Frage überein: Sie wollten den Banken Fesseln anlegen, auch Großbritannien und die USA, die das bisher ablehnten. Am Ende sprachen sie von einem historischen Tag. Nie mehr, sagte Obama, werde es eine solche Finanzkrise geben. Der damalige britische Premier Gordon Brown verkündete: "Wir räumen bei den Banken auf." Und Angela Merkel antwortete erleichtert auf eine Frage: Ja, das Monster, "es wird gebändigt".
o o o
Peer Steinbrück war damals mittendrin in den Streitereien, und auch er glaubte, der Gipfel würde unsere Zukunft sicherer machen. Er sitzt im Winter 2013 in seinem kleinen Bundestagsbüro und sagt: "Ich war danach regelrecht euphorisch. Ich fand das einen entscheidenden Durchbruch." Sogar die genauen Worte weiß er noch, mit denen er als Finanzminister vor die Presse ging: "Jeder Akteur soll kontrolliert werden, jedes Produkt, jeder Marktplatz." Schluss mit der Zockerei.
Er springt auf, eilt zum Regal. Sein Buch über die Finanzkrise, sein Bestseller, wie er sagt. Er fängt an zu lesen, Passagen der schwersten Zeit seines Politikerlebens.
Einmal, auf einer der Sitzungen, schob ihm Frankreichs Finanzministerin einen Zettel zu: "Im Kommunismus verstaatlicht man Banken, und dann gehen sie pleite. Im Kapitalismus gehen Banken pleite, und dann verstaatlicht man sie."
Und einmal, da wurden ihm die Knie weich, ein Mitarbeiter musste ihm einen Stuhl reichen. Als Steinbrück auf einer Reise nach St. Petersburg am Telefon erfuhr, dass die Bank HRE weitere Milliarden brauchte. Woher nehmen?
Und dann dieser Sonntag, der 5. Oktober 2008. Die Deutschen hatten begonnen, ihr Geld abzuheben, in den Automaten wurden die großen Scheine knapp. Ein Ansturm drohte: Schlangen vor den Banken, Bilder, wie sie Deutschland gesehen hatte, kurz bevor Hitler die Macht ergriff. "Da wussten wir, dass wir handeln müssen." Die Bundeskanzlerin und er traten vor die Kameras: "Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind."
Ein Bluff! Der Staat hätte das Geld so schnell nicht gehabt. "Sie kommen manchmal in Ihrem politischen Leben an einen Punkt, wo Sie so etwas machen müssen."
Und so war er eben aufgekratzt, nach dem Gipfel in London. Was für Versprechen: eine strenge Aufsicht für Banken und Hedgefonds; eine Grenze für die Millionen-Boni der Banker; ein weltweites Frühwarnsystem, das Stopp ruft, wenn sich irgendwo Gefahren entwickeln.
"Es wirkte wie ein Aufbruch", sagt Steinbrück. "Aber vieles ist bis heute nicht realisiert." Und die grundlegende Frage nicht beantwortet: "Wer entscheidet? Die Politik oder völlig entgrenzte Finanzmärkte?"
Diese Broker! Wenn er sie schon sieht, freitags, in der Blue Hour in den Frankfurter Bars: kalt, maßlos, nicht von dieser Welt. "Spricht man sie drauf an, dass ihr Tun erhebliche Risiken hat, reagieren sie völlig verständnislos."
o o o
London, Stadtteil Mayfair, am frühen Mittag, Dezember 2013, im "PunchBowl", bis vor Kurzem der Pub von Guy Ritchie, Madonnas Ex-Mann. 250-jährige Geschichte, dunkles Holz, Stammgäste wie Jude Law. Igor wartet schon, er ist Banker, Investor. Was wollen Sie trinken? Cappuccino? Er schaut mitleidig. Ale oder Lager? Ale.
Vor einem Jahr ist er ausgestiegen. Er hatte genug. Genug Geld. Genug vom Bankerleben. Er war kein Händler, kein Zocker, aber Investmentbanker. Ein schöner Beruf, sagt er, mittendrin im Milliardenspiel: Firmenkäufe, Börsengänge, großes Rad, große Risiken, eben nichts für Cappuccino-Trinker.
Dieser Beruf wurde ihm verleidet. Zuerst, kurz vor der Finanzkrise, gab ihm seine Bank weniger Geld für seine Geschäfte, sie gab es lieber den Zockern. Dann, während der Finanzkrise, gab sie ihm weniger Geld, weil die Zocker es eben verzockt hatten. Und nun, nach der Finanzkrise, kriegen es wieder die Zocker. Das Spiel geht von vorne los. Er hat Freunde, sagt er, da verstehe nicht mal er, was die machen. So was kann keiner kontrollieren. Oder verbieten.
"Es ist doch ganz einfach. Es gibt Menschen, die spielen Poker. Du verbietest Poker, dann spielen sie Black Jack. Du verbietest Black Jack, dann spielen sie eben Roulette." Noch ein Ale?
Da sitzt nun dieser Investmentbanker, der so gar nichts mit dem Bild gemein hat, das Steinbrück von ihnen hat, im verwaschenen Polo-Shirt, er schlürft sein Bier und macht sich seine Gedanken. "There is no silver bullet", sagt er immer wieder mit seinem russischen Akzent. Keine Silberkugel, die den Werwolf töten könnte. Das Monster. Er selbst nennt es so, nach mehr als 15 Jahren im Geschäft.
Was ist der Sinn einer Bank, fragt er auf einmal. - Nun, sie verhilft Menschen zu Geld. Dass sie ihr Haus bauen können, ihr Geschäft aufbauen, ihre Zukunft gestalten. - Das war ihr Sinn, sagt Igor.
Er ist nun Investor. Tut, was Banken immer weniger tun: Firmen Geld geben. Ihm nutzt der Wandel im System.
Aber woher kommt dieser Wandel? Und wie ticken diese Händler, von denen alle sprechen? Was macht sie gefährlich?
Einer von ihnen, Kweku Adoboli, sitzt seit mehr als einem Jahr in einer Gefängniszelle, auf der Isle of Portland, im Süden Englands. Ab und an kommt Paul, sein Anwalt, zu Besuch. Und ab und an schreibt er Freunden bittere Briefe, mehrfach angefangen. Es geht ihm nicht gut, sagen sie.
2,3 Milliarden Dollar hat Adoboli verzockt. Er belegt Platz drei in der Weltrangliste der Schurkenhändler.
Die neuen Gesetze, die strengere Aufsicht, sie haben seine Tat nicht verhindert. Fast hätte Adoboli die UBS, die größte Schweizer Bank zerstört, die Finanzwelt in ein Desaster gestürzt. Im Sommer 2011, lange nach dem G20-Gipfel, in einer Zeit also, in der die Gefahr angeblich gebannt war. Ein ungeheuerlicher Fall. Viel sagt er aus über das Hier und Jetzt der Hochfinanz und das Elend, das bevorsteht.
Als die betrügerische Laufbahn des Kweku Adoboli beginnt, ist er keine 30 Jahre alt. Er handelt mit einem jüngeren Kollegen Aktien im Wert von 50 Milliarden Dollar. Arbeit von 6 bis 22 Uhr, die Zeiten sind hart, die Banken müssen das Geld zurückholen, das sie in der Krise verloren haben. Oft gelingt ihm das nicht. Er sitzt vor seinen Bildschirmen, vor den Kurven und Zahlen, alle Sekunden ein Reiz, E-Mail, Instant-Message, Kundenorder, Handelswarnung, und er verliert und verliert. Und eines verflixten Tages kommt der Anruf eines Kunden. Er erwartet einen Einbruch an der Börse, möchte Wertpapiere verkaufen. Nun müsste Adoboli, um die UBS abzusichern, einen Kunden finden, der das Gegenteil glaubt und kauft. Ein Gegengeschäft. Er findet ihn nicht. Die Bank verliert 400 000 Dollar. Aber Adoboli will das nicht. Also erfindet er ein Gegengeschäft, bucht es einfach ins System. Keiner merkt es. Kurz darauf gewinnt er das Geld zurück. Uff.
Es ist der Tag, an dem der Händler etwas Fatales lernt. Früher standen Leute wie er noch auf dem Parkett. Und jeder alte Händler kann Geschichten erzählen von einem Unglücksraben, der neben ihm stand und zu viel wagte. Der kaufte, weil der Preis verlockend fiel, und darauf setzte, dass der bald wieder steigt. Manchmal jedoch sackte der Kurs kurz vor Börsenschluss in ein Loch und blieb darin, bis die Glocke erklang. Seine Verluste konnte dann niemand irgendwo hinbuchen wie Adoboli. Es wurde abgerechnet. Auf dem Parkett. Cash. Und fehlte einem dazu das Geld, verlor er noch am Abend seinen Sitz. Und sein Vermögen. Und alle sahen es: Wehe, du kannst für deine Fehler nicht zahlen.
Adoboli hat das nie gelernt. Seine ganze Generation hat das nicht gelernt. Möchte man das Unglück der Hochfinanz in einem Satz zusammenfassen, hier ist er: Die Banker haben verlernt, für ihre Fehler zu zahlen, Verantwortung zu übernehmen.
Von diesem unheilvollen Tag an schafft sich Adoboli seine Welt selbst. Er schiebt Verluste in die Zukunft, Gewinne in die Vergangenheit, er schreibt sie ins System, und sie sind Wirklichkeit. Man muss sich nur auskennen in den IT-Netzen der Banken, die in der Globalisierung zu Großbanken wurden. Die also eine Bank nach der anderen dazugekauft und deren IT hinzugefügt haben, zu einem wirren Geflecht. Leicht lässt sich da eine Million verstecken oder zehn oder 100 Millionen - Adobolis Tageslimit.
Er hält sich nicht dran. Hat nicht sein Vorstandschef Oswald Grübel die Richtung vorgegeben? "Nach meinem Geschmack sollten wir mehr Risikofreude an den Tag legen", hat dieser gesagt. Kurz nach dem Londoner Gipfel. Adoboli hat Freude am Risiko. Und macht ja erst mal Gewinne. "Bei dir scheint immer die Sonne", lobt sein Abteilungsleiter. Er habe eben einen Regenschirm, antwortet Adoboli. Seine Luftbuchungen: Regnet es Verluste, bleibt er trocken. Angst, der Chef könnte ihn melden, hat er nicht.
o o o
Genau fünf Jahre ist es her, dass die großen Nationen der Welt ein Versprechen gegeben haben, hier in London, Anfang April 2009, beim G20-Treffen, dem "entscheidendsten Gipfel", wie Angela Merkel damals sagte. Es war die Konstitution einer Weltregierung, der Versuch, die Wirtschaft zu retten. Und die Banken zu fesseln, die Auslöser der Jahrhundertkrise.
Zwei Tage lang tagten die Regierungschefs. Ließen sich berichten, was ein Bankenversagen bedeutet. Erschraken, als ihnen der Präsident der Weltbank beim Arbeitsessen erklärte: "Zum ersten Mal seit 1945 schrumpft die Weltwirtschaft, um 1,5 Prozent. Die Kindersterblichkeit wird steigen. 200 000 Babys, die sterben müssen."
Und sie begannen zu streiten. Wer trug die Schuld? Und Barack Obama stand auf und sagte: "Es stimmt, dass die Krise in den USA begonnen hat, ich übernehme die Verantwortung." Und sie überlegten, was zu tun sei. Sie gaben eine Billion für die Wirtschaft. Und zur großen Überraschung kamen sie in einer Frage überein: Sie wollten den Banken Fesseln anlegen, auch Großbritannien und die USA, die das bisher ablehnten. Am Ende sprachen sie von einem historischen Tag. Nie mehr, sagte Obama, werde es eine solche Finanzkrise geben. Der damalige britische Premier Gordon Brown verkündete: "Wir räumen bei den Banken auf." Und Angela Merkel antwortete erleichtert auf eine Frage: Ja, das Monster, "es wird gebändigt".
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Peer Steinbrück war damals mittendrin in den Streitereien, und auch er glaubte, der Gipfel würde unsere Zukunft sicherer machen. Er sitzt im Winter 2013 in seinem kleinen Bundestagsbüro und sagt: "Ich war danach regelrecht euphorisch. Ich fand das einen entscheidenden Durchbruch." Sogar die genauen Worte weiß er noch, mit denen er als Finanzminister vor die Presse ging: "Jeder Akteur soll kontrolliert werden, jedes Produkt, jeder Marktplatz." Schluss mit der Zockerei.
Er springt auf, eilt zum Regal. Sein Buch über die Finanzkrise, sein Bestseller, wie er sagt. Er fängt an zu lesen, Passagen der schwersten Zeit seines Politikerlebens.
Einmal, auf einer der Sitzungen, schob ihm Frankreichs Finanzministerin einen Zettel zu: "Im Kommunismus verstaatlicht man Banken, und dann gehen sie pleite. Im Kapitalismus gehen Banken pleite, und dann verstaatlicht man sie."
Und einmal, da wurden ihm die Knie weich, ein Mitarbeiter musste ihm einen Stuhl reichen. Als Steinbrück auf einer Reise nach St. Petersburg am Telefon erfuhr, dass die Bank HRE weitere Milliarden brauchte. Woher nehmen?
Und dann dieser Sonntag, der 5. Oktober 2008. Die Deutschen hatten begonnen, ihr Geld abzuheben, in den Automaten wurden die großen Scheine knapp. Ein Ansturm drohte: Schlangen vor den Banken, Bilder, wie sie Deutschland gesehen hatte, kurz bevor Hitler die Macht ergriff. "Da wussten wir, dass wir handeln müssen." Die Bundeskanzlerin und er traten vor die Kameras: "Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind."
Ein Bluff! Der Staat hätte das Geld so schnell nicht gehabt. "Sie kommen manchmal in Ihrem politischen Leben an einen Punkt, wo Sie so etwas machen müssen."
Und so war er eben aufgekratzt, nach dem Gipfel in London. Was für Versprechen: eine strenge Aufsicht für Banken und Hedgefonds; eine Grenze für die Millionen-Boni der Banker; ein weltweites Frühwarnsystem, das Stopp ruft, wenn sich irgendwo Gefahren entwickeln.
"Es wirkte wie ein Aufbruch", sagt Steinbrück. "Aber vieles ist bis heute nicht realisiert." Und die grundlegende Frage nicht beantwortet: "Wer entscheidet? Die Politik oder völlig entgrenzte Finanzmärkte?"
Diese Broker! Wenn er sie schon sieht, freitags, in der Blue Hour in den Frankfurter Bars: kalt, maßlos, nicht von dieser Welt. "Spricht man sie drauf an, dass ihr Tun erhebliche Risiken hat, reagieren sie völlig verständnislos."
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London, Stadtteil Mayfair, am frühen Mittag, Dezember 2013, im "PunchBowl", bis vor Kurzem der Pub von Guy Ritchie, Madonnas Ex-Mann. 250-jährige Geschichte, dunkles Holz, Stammgäste wie Jude Law. Igor wartet schon, er ist Banker, Investor. Was wollen Sie trinken? Cappuccino? Er schaut mitleidig. Ale oder Lager? Ale.
Vor einem Jahr ist er ausgestiegen. Er hatte genug. Genug Geld. Genug vom Bankerleben. Er war kein Händler, kein Zocker, aber Investmentbanker. Ein schöner Beruf, sagt er, mittendrin im Milliardenspiel: Firmenkäufe, Börsengänge, großes Rad, große Risiken, eben nichts für Cappuccino-Trinker.
Dieser Beruf wurde ihm verleidet. Zuerst, kurz vor der Finanzkrise, gab ihm seine Bank weniger Geld für seine Geschäfte, sie gab es lieber den Zockern. Dann, während der Finanzkrise, gab sie ihm weniger Geld, weil die Zocker es eben verzockt hatten. Und nun, nach der Finanzkrise, kriegen es wieder die Zocker. Das Spiel geht von vorne los. Er hat Freunde, sagt er, da verstehe nicht mal er, was die machen. So was kann keiner kontrollieren. Oder verbieten.
"Es ist doch ganz einfach. Es gibt Menschen, die spielen Poker. Du verbietest Poker, dann spielen sie Black Jack. Du verbietest Black Jack, dann spielen sie eben Roulette." Noch ein Ale?
Da sitzt nun dieser Investmentbanker, der so gar nichts mit dem Bild gemein hat, das Steinbrück von ihnen hat, im verwaschenen Polo-Shirt, er schlürft sein Bier und macht sich seine Gedanken. "There is no silver bullet", sagt er immer wieder mit seinem russischen Akzent. Keine Silberkugel, die den Werwolf töten könnte. Das Monster. Er selbst nennt es so, nach mehr als 15 Jahren im Geschäft.
Was ist der Sinn einer Bank, fragt er auf einmal. - Nun, sie verhilft Menschen zu Geld. Dass sie ihr Haus bauen können, ihr Geschäft aufbauen, ihre Zukunft gestalten. - Das war ihr Sinn, sagt Igor.
Er ist nun Investor. Tut, was Banken immer weniger tun: Firmen Geld geben. Ihm nutzt der Wandel im System.
Aber woher kommt dieser Wandel? Und wie ticken diese Händler, von denen alle sprechen? Was macht sie gefährlich?
Einer von ihnen, Kweku Adoboli, sitzt seit mehr als einem Jahr in einer Gefängniszelle, auf der Isle of Portland, im Süden Englands. Ab und an kommt Paul, sein Anwalt, zu Besuch. Und ab und an schreibt er Freunden bittere Briefe, mehrfach angefangen. Es geht ihm nicht gut, sagen sie.
2,3 Milliarden Dollar hat Adoboli verzockt. Er belegt Platz drei in der Weltrangliste der Schurkenhändler.
Die neuen Gesetze, die strengere Aufsicht, sie haben seine Tat nicht verhindert. Fast hätte Adoboli die UBS, die größte Schweizer Bank zerstört, die Finanzwelt in ein Desaster gestürzt. Im Sommer 2011, lange nach dem G20-Gipfel, in einer Zeit also, in der die Gefahr angeblich gebannt war. Ein ungeheuerlicher Fall. Viel sagt er aus über das Hier und Jetzt der Hochfinanz und das Elend, das bevorsteht.
Als die betrügerische Laufbahn des Kweku Adoboli beginnt, ist er keine 30 Jahre alt. Er handelt mit einem jüngeren Kollegen Aktien im Wert von 50 Milliarden Dollar. Arbeit von 6 bis 22 Uhr, die Zeiten sind hart, die Banken müssen das Geld zurückholen, das sie in der Krise verloren haben. Oft gelingt ihm das nicht. Er sitzt vor seinen Bildschirmen, vor den Kurven und Zahlen, alle Sekunden ein Reiz, E-Mail, Instant-Message, Kundenorder, Handelswarnung, und er verliert und verliert. Und eines verflixten Tages kommt der Anruf eines Kunden. Er erwartet einen Einbruch an der Börse, möchte Wertpapiere verkaufen. Nun müsste Adoboli, um die UBS abzusichern, einen Kunden finden, der das Gegenteil glaubt und kauft. Ein Gegengeschäft. Er findet ihn nicht. Die Bank verliert 400 000 Dollar. Aber Adoboli will das nicht. Also erfindet er ein Gegengeschäft, bucht es einfach ins System. Keiner merkt es. Kurz darauf gewinnt er das Geld zurück. Uff.
Es ist der Tag, an dem der Händler etwas Fatales lernt. Früher standen Leute wie er noch auf dem Parkett. Und jeder alte Händler kann Geschichten erzählen von einem Unglücksraben, der neben ihm stand und zu viel wagte. Der kaufte, weil der Preis verlockend fiel, und darauf setzte, dass der bald wieder steigt. Manchmal jedoch sackte der Kurs kurz vor Börsenschluss in ein Loch und blieb darin, bis die Glocke erklang. Seine Verluste konnte dann niemand irgendwo hinbuchen wie Adoboli. Es wurde abgerechnet. Auf dem Parkett. Cash. Und fehlte einem dazu das Geld, verlor er noch am Abend seinen Sitz. Und sein Vermögen. Und alle sahen es: Wehe, du kannst für deine Fehler nicht zahlen.
Adoboli hat das nie gelernt. Seine ganze Generation hat das nicht gelernt. Möchte man das Unglück der Hochfinanz in einem Satz zusammenfassen, hier ist er: Die Banker haben verlernt, für ihre Fehler zu zahlen, Verantwortung zu übernehmen.
Von diesem unheilvollen Tag an schafft sich Adoboli seine Welt selbst. Er schiebt Verluste in die Zukunft, Gewinne in die Vergangenheit, er schreibt sie ins System, und sie sind Wirklichkeit. Man muss sich nur auskennen in den IT-Netzen der Banken, die in der Globalisierung zu Großbanken wurden. Die also eine Bank nach der anderen dazugekauft und deren IT hinzugefügt haben, zu einem wirren Geflecht. Leicht lässt sich da eine Million verstecken oder zehn oder 100 Millionen - Adobolis Tageslimit.
Er hält sich nicht dran. Hat nicht sein Vorstandschef Oswald Grübel die Richtung vorgegeben? "Nach meinem Geschmack sollten wir mehr Risikofreude an den Tag legen", hat dieser gesagt. Kurz nach dem Londoner Gipfel. Adoboli hat Freude am Risiko. Und macht ja erst mal Gewinne. "Bei dir scheint immer die Sonne", lobt sein Abteilungsleiter. Er habe eben einen Regenschirm, antwortet Adoboli. Seine Luftbuchungen: Regnet es Verluste, bleibt er trocken. Angst, der Chef könnte ihn melden, hat er nicht.
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"Halt, Einspruch!" Immer diese Angriffe: Kampflobbyisten, Zocker, Casino-Banker. Jürgen Fitschen hat diese Vorwürfe satt, er will widersprechen, ist deswegen an diesem Februartag ins Deutsche Theater in Berlin gekommen, wo ein Wirtschaftsbuch vorgestellt und mal wieder gegen seine Zunft gewettert wird.
Fitschen ist einer der beiden Chefs der Deutschen Bank. Er ist also mehr als ein Banker, er lenkt nicht nur sein Institut, er beeinflusst auch die Geschicke des Landes, ist die wichtigste deutsche Stimme in der Weltfinanz.
Die Politik war froh, als er vor gut zwei Jahren neben Anshu Jain an die Spitze der Bank kam. Fitschen schien wie geschaffen, Vertrauen zurückzugewinnen: der Scheitel gerade, die Sprache bodenständig. Er ist in Harsefeld geboren, in der norddeutschen Tiefebene, 12 000 Einwohner. Seine Eltern betrieben einen Hof und das Gasthaus "Linde", seine Mutter, Spitzname Tante Ilse, war berühmt für ihre Kohlrouladen. Als Fitschen in Harsefeld seinen 60. Geburtstag feierte, kamen die alten Tischtenniskameraden.
In der Bank war er lange verantwortlich für die Firmenkunden, ein Geschäft, das an das alte Bankierswesen erinnert: den Unternehmen Geld geben, das sie brauchen, um Deutschlands Wohlstand zu sichern.
Fitschen rief dann auch den Kulturwandel bei der Deutschen Bank aus. Aufrichtig sollen alle Mitarbeiter sein. Den Kunden dienen. Langfristig denken, nicht nur an das schnelle Geld.
Ein neues Modell, ein Gegenentwurf zum Schrecken des Anthropologen Luyendijk: no loyality, atomisierte Menschen, Informationen, die auf der Insel bleiben.
Doch die Deutsche Bank stolpert weiter von Skandal zu Skandal, und selbst wenn dies meist Altsünden sind, die hochkommen, nimmt ihm bisher kaum einer den Wandel ab. Mal kritisiert ihn die Finanzaufsicht in einem bitterbösen Brief, der nach draußen gespielt wird; mal greift Finanzminister Wolfgang Schäuble Fitschen offen an: "Die Kreativität der Banken, die Regulierung zu umgehen, ist weiterhin groß", sagte der. "Ich weiß ja, dass die Banken meinen, es reiche nun. Aber da sage ich zum Beispiel vor einigen Tagen zu Jürgen Fitschen: Es waren nicht die Staaten, welche die Krise ausgelöst haben. Das war die Finanzbranche! Deshalb kann es kein Ende der Regulierung geben."
Was war Fitschen wütend! "Die aktuellen Schlagzeigen", schimpfte er, "haben mit Dingen zu tun, die vor vielen Jahren passiert sind. Wenn man mit solchen Parolen so populistisch Dinge kommentiert, ist das unverantwortlich." Es war die falsche Antwort.
Und auch an diesem Februartag in Berlin, wo Fitschen reden möchte, nicht streiten, die Menschen für sich einnehmen, da gibt er die falschen Antworten.
Ja, sagt er, mehr Regeln sind gut. Aber nicht nur für uns. Auch für die Amerikaner und Briten.
Und ja, sagt er. Wir müssen uns wandeln. Aber eben nicht nur wir.
Er schaut nur auf die anderen, auf die Briten und Amerikaner, auf Goldman, Barclays und JP Morgan. Wie soll sich was ändern, wenn einer der mächtigsten Deutschen und der wichtigsten Banker der Welt nicht mehr zu bieten hat?
Wie soll das ein Mensch verstehen, etwa einer aus Harsefeld, der einfach nur wissen will, was Fitschen denn nun tun will?
Vielleicht hätte Fitschen besser erklärt, was tatsächlich eine Gefahr ist: Verliert die Deutsche Bank ihr Gewicht in der Welt, herrschen in der Hochfinanz nur noch Briten und Amerikaner, dann hat sich das alte Modell endgültig durchgesetzt.
Und vielleicht hätte Fitschen bei dem Streit Wolfgang Schäuble nicht angreifen sollen, sondern einfach darauf hinweisen, dass er nicht die ganze Wahrheit sagt: Von wegen "Es waren nicht die Staaten, welche die Krise ausgelöst haben!"
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Wer verstehen will, warum wir der Katastrophe entgegentreiben, sollte den Blick abwenden von den Banken. Es ist so, wie Lenny Fischer sagt, das einstige Wunderkind im Vorstand der Dresdner Bank: "Wir Banker sind weder klug noch machtvoll genug, solch eine Krise alleine anzuzetteln." Unser Finanzsystem wurde von Bankern ausgenutzt, geschaffen wurde es von der Politik.
Vor 30 Jahren haben die Regierungen in den USA und Großbritannien entschieden, dass ihre Industrie der Zukunft nicht mehr die Autos oder Minen, sondern die Banken sind. Seitdem haben sie alles getan, ihre Fesseln zu lösen. Haben jede Pleite von ihnen ferngehalten. Der Finanzmarkt hat sich nicht selbst entgrenzt, hat sich nicht alleine zum Monster entwickelt, wie Steinbrück und Schäuble und so viele sagen. Die Politik hat ihn dazu gezüchtet.
"Im Grunde", sagt Fischer, "müssen Sie alle vier, fünf Jahre eine Bank pleitegehen lassen, dass die Banker merken: ›Mist.‹ Und Sie müssen auch Großbanken pleitegehen lassen. Sonntags gehen sie pleite und montags machen sie als staatliche Banken wieder auf. Die Einlagen sind gesichert, die Aktionäre verlieren ihr Geld, die Manager alle Ansprüche. Ein paar Banker werden ärmer, das System bleibt gesund."
Aber die USA und Großbritannien haben erst in zweiter Linie Interesse am System; sie wollen vor allem eines: ihre Banken schützen und deren Weltherrschaft. Wir erleben den Wettstreit der Kulturen. Hier das europäische System, dort das anglo-amerikanische. Es ist kein Zufall, dass Markus Ferber, der gequälte Regulierer sagt: "Die Briten torpedieren einfach alles." Die Londoner City ist das Herz der britischen Wirtschaft, wichtiger als für Deutschland die gesamte Autoindustrie.
Und die USA? "Obama war bereit, die Wall Street viel stärker an die Kette zu legen", sagt Steinbrück. "Aber er ist gegen die massiven Interessen nicht durchgekommen." Gegen die mächtigste Lobby der Welt. Größter Finanzier im Wahlkampf.
Obama kann es verschmerzen. So eine Finanzkrise trifft sein Land zuletzt. Hat es halt noch mehr Schulden. Wer soll es zwingen, sie je zurückzuzahlen? Das trauen sich nicht mal die Chinesen. Es würde die Welt zerstören. Too big too fail.
Und so ist der Londoner Gipfel von 2009, der "entscheidendste Gipfel", gescheitert, weil drei Sätze damals falsch waren:
1) Dass die USA Verantwortung tragen.
Sie müssen es nicht.
2) Dass die Briten aufräumen.
Sie wollen es nicht.
3) Dass wir das Monster zähmen.
Wir Deutschen können es nicht.
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Ja, sie haben allen Grund, nach dem Gespräch mehr Angst zu haben als vorher, die beiden Manager, die den Alten getroffen haben, zum Gespräch im Hotel, nahe der Bank of England. Alle finsteren Themen haben sie durchgesprochen: Too big to fail. Die Verschuldung der Banken. Die neue Spekulation. Die Rolle der Politik.
"Wir sind nicht am Ende der Krise", sagt der Alte, "wir sind am Anfang. Wir hauen dem Patienten den Defibrillator drauf, die Paddles. Wir haben nicht verstanden, dass er tot ist. Nur noch zuckt."
Zahlen, Charts, Einblicke, über eine ganze Stunde hinweg, hoch kompliziert und tief beängstigend. Einer der beiden redet manchmal rein, erschreckt stellt er Fragen, eine so naiv, wie ein Unbeteiligter sie stellen müsste: Warum kehrt man nicht zurück zu dem System des 19. Jahrhunderts, von dem der Alte kurz erzählt hat? Warum keine Rückkehr zur unbeschränkten Haftung, zur Bank, deren Eigner, die Aktionäre mit ihrem Vermögen haften? Wer den Nutzen hat, muss auch den Schaden tragen.
Der Alte lacht. "Das ist nun mal ein radikaler Ansatz", freut er sich. "Aber das wird die Politik sich nicht trauen." Und sie fangen an über die Folgen für die Gesellschaft zu diskutieren. Und sie kommen zu demselben Schluss wie Peer Steinbrück: "Die Gefahr ist", sagt der, "dass bei der nächsten Krise wieder der Steuerzahler haften wird. Das würde eine echte Belastungsprobe für die Demokratie."
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Zutritt nur mit Einlasskarte, die Stühle sind abgezählt. Doch so viele Menschen drängen heran, die Kontrolleurin macht die Tür frei. In der Halle des Wiener Palais Epstein stehen die Menschen am 18. Februar bis vor die Tür, alle wollen hören, was Andreas Mölzer zu sagen hat. Sein Thema: Europa.
Mit Jeans und Sakko sitzt er auf der Bühne, hört sich an, was seine Vorredner zu sagen haben, über den Abstieg der EU, über die Bankengefahr, die Lobbyisten, eine mögliche Inflation. Wie kommt das alles? Mölzer, der Europa-Abgeordnete, hat ein paar Antworten:
Die EU, sagt er, sei doch eine Diktatur, dagegen sei "das Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal" gewesen. "Weil es sicher nicht so viele Regeln und Vorschriften, Gebote und Verbote gegeben hat."
Die EU, sagt er, müsse sich fragen, ob sie ein "Negerkonglomerat" sei, beherrscht von "einer Bande von Lobbyisten".
"Und wir", ruft er schließlich, "diese bösen rechtspopulistischen Kräfte, die es nun ja überall gibt, sind die einzige und letzte Hoffnung der europäischen Völker."
Nicken, Applaus. Von Menschen, die vor Kurzem noch nicht den Weg zu ihm gesucht haben: ein Querschnitt durch die Gesellschaft, Tweed-Sakko und Karohemd, Jeans und Pulli, Pelzhut und Seidentuch.
Im Mai ist Europawahl. Wie geht es weiter mit der EU?
Für Europas Rechtspopulisten sieht es gut aus. Der Front National ist stärkste Partei in Frankreich. Alle haben Zulauf, die Dänische Volkspartei, die Lega Nord in Italien, die Freiheitspartei in Holland, in Deutschland die AfD, die den Satz "Schäuble rettet nur die Banken" plakatiert. Mölzers FPÖ wird wohl jeder vierte Österreicher wählen. Platz zwei, nahe an der eins.
Ja, sie sind die Krisengewinnler, sagt Andreas Mölzer, am nächsten Morgen beim Frühstück.
"Das ist der Fluch der Demokratie." Er schaut sehr entspannt.
"Das mag man für Populismus halten, aber es ist legitim." Er lächelt.
"Manche sagen, wir würden Ängste schüren, hetzen." Er schaut unschuldig.
"Ich brauche keine Ängste zu schüren. Die Bedrohung durch die Bankenkrise ist Realität."
Er muss los, Flug nach Kärnten, Wahlkampf. Das kleine Bundesland muss vielleicht für das Desaster der Hypo Alpe Adria mitbezahlen, sagt Mölzer. "Dann können Sie dort zehn Jahre lang keine Straße reparieren." Er weiß, was er den Wählern in seiner Heimat sagen wird.
Nur eine Sache, sagt er, mache ihm Sorgen. "Was passiert, wenn wir wirklich in die Verantwortung kämen? Was dann? Weil, wenn man die Bankenfrage mal betrachtet: Was machen wir dann? Da ist man fast froh, wenn man sagt: Wir sind Gott sei Dank nur in der Opposition."