Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Artikel?
Ich war als Ressortverantwortlicher auf einer Journalistenpreis-Verleihung. Es gab dort ein Rahmenprogramm, ein kleines Panel zum Thema Cybercrime. Ich hatte seit einiger Zeit zu dem Thema recherchiert und hoffte, Zugang zu einem Protagonisten zu bekommen, der eine große Erzählung trägt. Dort war ein Experte angekündigt, den ich damals nicht kannte, der mich aber interessierte. Dieser Experte war Christian Rossow. Sein Fall hat mich sofort elektrisiert.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie?
Die Geschichte hat im Grunde alles, was man braucht, um ein großes Thema der Gegenwart so zu beschreiben, dass es sich liest wie ein Krimi und den Menschen möglichst unaufdringlich etwas erklärt, welche Dimension der Kampf in Internet inzwischen hat. Sie ist zudem nicht glatt, es gibt Momente des Zweifels und des Scheitern darin. Als ich einen Protagonisten und seine Geschichte hatte, gab es vor allem zwei Herausforderungen: handwerkliche und eine ethische. Es ging darum, unzählige Details zu recherchieren und prüfen, Menschen und Dokumente aufzutreiben, die Rossows Version stützten, ergänzten oder aus einem anderen Blickwinkel erlebt haben. Und dann: eine geeignete Dramaturgie, eine möglichst sinnliche Sprache für sehr technische Vorgänge finden. Den schwierigsten Moment gab es viel früher. Ich wusste, dass Christian Rossow ein Risiko eingehen würde, wenn über ihn und seinen Fall eine mehrseitige Geschichte in einem überregionalen Medium erscheinen würde. Das habe ich ihm gesagt. Ich habe ihm geraten, sich mit Menschen besprechen, denen er vertraut. Die Tage, bis er mich schließlich anrief und zusagte, waren ziemlich lang.
 
Vom wem wurden Sie unterstützt?

Von meinen Ressortkollegen, die von Anfang an genauso an die Geschichte geglaubt haben wie ich. Und von meiner Lebensgefährtin, mit der ich lange über den Text diskutiert habe, bevor er erschien.
 
Was macht für Sie guten Journalismus aus?
Allgemein: Unvoreingenommenheit, präzise Recherche, präziser Stil, ungewöhnliche Zugänge, Information und intelligente Unterhaltung. Was Reportagen betrifft: Wenn ein Autor es schafft, das Schwierige leicht aussehen zu lassen und so einen Text zum Schwingen bringt.
 
Was macht einen herausragenden Artikel aus?
Wenn alles zusammenkommt, was ich gerade genannt habe.
 
Was erwarte ich von der Preisverleihung?
Würdige Preisträger, gute Drinks.