Johannes Schneider
Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Meinung 2023
Johannes Schneider, geboren 1984 in Bochum, aufgewachsen in Dortmund, studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim und German Studies in St. Louis. Ab 2010 volontierte er beim "Tagesspiegel", wo er an der Konzeption der Samstagsbeilage "Mehr Berlin" beteiligt war, die er von 2013 bis 2017 inhaltlich gestaltete. Nach einem Intermezzo beim "Greenpeace Magazin" ist er seit 2018 Redakteur bei ZEIT ONLINE, seit 2019 im Ressort Kultur. Daneben ist er mit dem Medienliedermacherduo „Bommi & Brummi“ fester Teil der deutschen Reporter Slams.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag?
In der Klimadebatte sind mir viele Akteurinnen und Akteure (auch im Journalismus) mehr oder weniger fremd: sowieso die, die das Thema nicht oder nur Alibi-mäßig behandeln wollen. Aber auch die, die sich immer auch gleich pädagogische Gedanken machen: Wieviel kann man den Menschen „zumuten“? Wo bleibt der positive „Dreh“? Als ginge es hier irgendwie um betreutes Denken und Fühlen. Auslöser war dann allerdings eine Wanderung auf dem Rennsteig: überall toter Wald und ziemlich betroffene Menschen (wegen des toten Waldes), aber auch der unerschütterliche Glaube, dass das alles wieder gut wird. Da ich aber mit Glauben wenig anfangen kann (zumindest dieser Art) und es nicht richtig finde, erwachsenen Menschen zu wenig zuzumuten (weshalb sie dann fest an eine eigentlich ziemlich unsichere Zukunft glauben): Schreibimpuls.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie?
Letztlich nur den redaktionell Üblichen: wenig Zeit im Tagesgeschäft und somit gewisse Anforderungen an den Eigensinn, „das jetzt wirklich mal zu schreiben“. Hinzu kommt bei diesem Thema und Zugang (Apokalypse, Angst, mutmaßlich Alarmismus): Man muss den in jeder Hinsicht coolen und kritischen Kolleginnen und Kollegen in meinem Kulturressort genau auseinandersetzen, warum und wie man so einen Text zu schreiben gedenkt.
Wie wurden Sie unterstützt?
Coole und kritische Kolleginnen und Kollegen heißt auch: Ist die Idee einmal gefasst, kann man sich auf die bestmögliche Unterstützung verlassen. Genaues Redigat, konstruktive Mitsprache, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Er ist eigenwillig, relevant und vor allem RICHTIG, außerdem weder Politikberatung noch Volkspädagogik. Das heißt auch: Er macht sich möglichst wenig Gedanken darüber, was er auslöst.
Was braucht ein herausragender Artikel?
In der Sektion „Meinung“ vielleicht auch, schreibend dieser Frage nachgehen zu wollen: Sind eigentlich die anderen verrückt geworden oder bin ich es?
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Idealerweise natürlich, zumal in der kürzesten Nacht des Jahres: „Schaut mal, da hinten wird’s hell.“