Kathrin Aldenhoff
Kurzbiographie der Autorin
Jahrgang 1984, wusste schon als Schülerin, dass sie Journalistin werden wollte. Sie studierte zunächst Kommunikationswissenschaft in München und anschließend an der Universität Freiburg und der Journalistenschule in Straßburg Deutsch-Französische Journalistik. Nach einem Jahr als Journalistin in Moskau und einem ersten, durch die Insolvenz der Nachrichtenagentur dapd unfreiwillig abgebrochenen Volontariat, landete sie 2013 beim Weser-Kurier in Bremen. Dort begann sie ein Volontariat, das sie auch beendete, und arbeitet seitdem als Redakteurin in der Lokalredaktion.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Die Frage, wie junge Menschen, die im Gefängnis saßen, zurück in die Gesellschaft finden, beschäftigt mich schon lange. Dass drei von vier Männern, die als Jugendliche oder Heranwachsende im Gefängnis saßen, später wieder dort landen, zeigt ja, wie schwierig dieser Weg ist. Schließlich bekam ich Kontakt zu dem jungen Mann, den ich für die Reportage ein Jahr lang begleitet habe. Er war bereit, mir seine Geschichte zu erzählen und mich einen Teil davon miterleben zu lassen. Ich habe ihn mehr als ein Dutzend Male getroffen, bin mit ihm in seiner Zelle gesessen, habe ihn in die Gefängnisschule begleitet und war bei seinem ersten Ausgang dabei. Auch als er entlassen wurde, waren die Fotografin und ich dabei, und wir haben ihn auch in Freiheit wiedergetroffen.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Eine Herausforderung war es, dass die Termine schlecht zu planen waren: Ständig änderte sich etwas, sei es, weil im Gefängnis Personal knapp war und ein geplanter Ausgang nicht stattfinden konnte, sei es, weil der junge Mann seine Meinung kurzfristig änderte. Das blieb so bis zum Schluss: Zwei Tage vor dem geplanten Erscheinungstermin schmiss der junge Mann die Schule. Und änderte damit noch einmal die Geschichte sehr entscheidend.
Wie wurden Sie bei der Recherche unterstützt?
Bei der Geschichte hat mich die Fotografin China Hopson unterstützt, die mit ihren großartigen Bildern der Reportage eine weitere Dimension hinzugefügt hat. Außerdem meine Redaktion, die mir für mein Langzeitprojekt immer wieder Zeit einräumte. Am wichtigsten für diesen Text waren aber natürlich die Menschen, die mit mir gesprochen haben. Allen voran der junge Mann, den ich im Text Samir nenne.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Guter Journalismus urteilt nicht vorschnell, nimmt sich die Zeit, die er braucht. Und er macht etwas sichtbar, was vorher nicht zu erkennen war.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Eine gute Geschichte.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung am 20. Juni in Berlin?
Ich freue mich auf einen interessanten und spannenden Abend mit Kollegen, auf gute Gespräche und eine tolle Feier.