Verena Friederike Hasel
Kurzbiographie der Autorin
Jahrgang 1978, studierte Psychologie und Drehbuchschreiben, bevor sie beim Tagesspiegel volontierte. Heute arbeitet sie als freie Autorin und Reporterin vor allem für die ZEIT und den Tagesspiegel. Im Jahr 2015 erschien ihr erster Roman „Lasse“, in dem sie die Geschichte einer Kindstötung erzählt, 2018 wird ihr zweites Buch – ein Roman für Kinder – erscheinen.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Ich habe mich für diesen Artikel mit den Widersprüchen in meinem Leben beschäftigt. Ich glaube, die Art der Widersprüche, die ich entdeckt habe, ist gar nicht so selten: Wir sehen den Klimawandel als große Gefahr, fliegen aber trotzdem mit dem Flugzeug in den Urlaub. Wir schätzen Vielfalt, schicken unser eigenes Kind aber nicht auf die Schule mit dem hohen Migrantenanteil. Solche Diskrepanzen in Denken und Handeln zu thematisieren, ist nicht einfach.
Wie wurden Sie unterstützt?
Unterstützt wurde ich von Charlotte Parnack, Anita Blasberg und Johannes Gernert und Giovanni di Lorenzo.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Guter Journalismus in der heutigen Zeit ist konstruktiver Journalismus, der nicht zur Polarisierung, sondern Verständigung beiträgt. Wegweisend fand ich in diesem Zusammenhang das Stück in der WELT, in dem Wolfgang Schäuble mit Bürgern zusammengebracht wurde, die dann die Fragen stellten. Gefallen hat mir auch "Deutschland spricht" in DIE ZEIT. Ich hoffe, in Zukunft mehr experimentelle Formate zu sehen, welche auf kreative Weise verschiedene Sichtweisen zusammenbringen und so Debatten auf den Weg bringen. In der heutigen Zeit sollten Medien meiner Meinung nach auch wieder stärker auf die Trennung zwischen Nachricht und Meinung achten. Manchmal wünsche ich mir auch etwas, was dem Wesen von Journalismus wahrscheinlich widerspricht. Journalisten berichten über Missstände. Nur: Durch den fortwährenden Newscycle entsteht der Eindruck einer Welt, in der fortwährend Unheil passiert. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Arbeit der Wahrnehmungsforscher Tversky und Kahnemann. Vor einer Weile las ich von einer Newsseite, die einen bedenkenswerten Ansatz verfolgte. Sie hatte eine integrierte Zeitleiste: Die Redaktion nahm sich Ereignisse, über die sie berichtet hatte, nach einer gewissen Zeit noch einmal vor und stellte dabei die Frage: Wurde da vielleicht ein Konflikt beigelegt und eine Lösung gefunden, über die wir gar nicht informiert haben?