Maritta Adam-Tkalec
Kurzbiographie der Autorin
Jahrgang 1956, kam nach Jahren der Tätigkeit als Portugiesisch-Dolmetscherin in Afrika zum Journalismus. In der Berliner Zeitung arbeitete sie seit 1984 als Redakteurin für Außenpolitik und machte die Transformation der Redaktion im Herbst 1989 in der Redaktion mit. Nach 1990 berichtete sie aus Brennpunktregionen in Afrika – Ruanda, Somalia, Sierra Leone, Angola etc.. und arbeitete als Redakteurin im Tagesthema. Im Jahr 2009 übernahm sie die Leitung des Ressorts Meinung der Berliner Zeitung und wurde schließlich im Jahr 2012 Ressortleiterin Politik von Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau. Seit 2017 betreut sie das Thema Stadtgeschichte, recherchiert und kommentiert ressortüberreifende Themen.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag, und wie haben Sie recherchiert?
Die Idee lagerte schon länger im Gedankenbrutkasten und wurde an jenem Tag vom Redaktionsalltag herausgerufen: Ein Leitartikelvorschlag war erbeten, das Thema passte. Der Hintergrund: Seit Monaten gebar die modische Identitätspolitik von Parteien und Gruppen – rechts wie links – immer neue vermeintliche Opfer, Benachteiligte, Gedemütigte. Jede Opfergruppe definierte sich vor allem in Abgrenzung gegen andere. Gruppenzugehörigkeit contra Mainstream, also Fragmentierung der Gesellschaft – darauf läuft es hinaus. Die Recherche bestand in genereller Beobachtung eines anschwellenden Phänomens. Die aktuelle Äußerung des Alt-Bundespräsidenten Gauck lieferte den Anlass, das Akkumulierte zusammenzufassen. Und da diese meine ostdeutsche „Identität“ direkt betraf, beschloss ich, die Sache persönlich zu nehmen.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Es musste schnell gehen. Leitartikelschreiben ist Sprint.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Nach der Wende hatte ich mir selber versprochen: Nie wieder journalistische Prostitution. Will sagen: innere Unabhängigkeit verteidigen, Selbstgewissheiten bekämpfen, Machtskepsis auf allen Ebenen pflegen, auch mal eine Dienstanweisung verweigern.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Er soll relevante Fakten in gesellschaftlichen Zusammenhängen zeigen. Wenn er Witz hat, umso besser.