Tina Kaiser
Kurzbiographie der Preisträgerin in der Kategorie Reportage überregional 2020
Jahrgang 1978, ist Absolventin der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft und Diplom-Volkwirtin. Seit 2005 arbeitet sie für die WELT-Gruppe, anfangs als Wirtschaftsreporterin, ab 2008 war sie Korrespondentin in London, anschließend wechselte sie 2013 als Korrespondentin nach New York. Seit 2016 ist sie zurück in Berlin und Reporterin im Ressorts Reportage und Investigation.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Die Idee zu „Nahkampf“ entstand im Herbst 2018. Ich diskutierte mit meinen beiden Ressortleitern, welche großen Themen im Jahr 2019 anstehen würden – und wie wir sie als Reportagen erzählen könnten. Wir waren uns einig, dass die Landtagswahl in Sachsen und der Zweikampf zwischen CDU und AfD wichtig werden würden, über Sachsen hinaus. Meine Reportage sollte ein Duell auf lokaler Ebene beschreiben, das Große im Kleinen.
Ich habe Andrea Dombois (CDU) und André Barth (AfD), die Direktkandidaten für den Wahlkreis „Sächsische Schweiz Osterzgebirge 2“, von Februar bis August 2019 regelmäßig auf Terminen begleitet und sie zu persönlichen Gesprächen getroffen. Dazu gab es Telefonate, SMS-Chats und E-Mails. Mindestens ebenso wichtig waren aber Gespräche mit Familienmitgliedern, Freunden und Feinden. Bei der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) stellte ich Anträge auf Akteneinsicht.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Die erste und wahrscheinlich größte war es, zwei Kandidaten zu finden, die mir erlaubten, sie im Wahlkampf zu begleiten. Bei vielen überwog wohl die Angst, sich auf dem Weg zu einer schmerzhaften Niederlage zuschauen zu lassen. Fast vier Monate lang führte ich Vorgespräche, bis ich bei Andrea Dombois und André Barth landete.
Von wem wurden Sie dabei unterstützt?
Von meinem Ressortteam. Und von meinem tollen, schlauen Mann, der immer mein bester Ratgeber und mein härtester Kritiker ist.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus und was braucht ein herausragender Artikel?
Ein relevantes Thema, ein besonderer Zugang, sehr viel (oft zähe) Recherche – leichtfüßig und fesselnd aufgeschrieben. Den herausragenden Texten merkt man die Qualen der Autorin später nicht an.