Christine Badke, Veit Ellerbrock und Team
Kurzbiographie der Nominierten in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt 2022
Christine Badke, Jahrgang 1972, hat bereits im Studium als freie Autorin für das Hochschulressort des „Kölner Stadt-Anzeiger“ geschrieben. Anschließend entdeckte sie neben der freien Mitarbeit für verschiedene Medien vor allem die Liebe zum Lokaljournalismus – und zu digitalen Formaten. In der Euskirchener Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ widmete sie der Rübenaufzucht und –ernte einen Blog, baute den Redaktions-Twitteraccount auf und schlug sich mit aus heutiger Sicht archaischen Content-Management-Systemen herum. Für Print wie fürs Digitale bildeten vor allem Kunst, Kultur und Sozialpolitik die thematischen Schwerpunkte. 2009 wechselte sie in die Online-Redaktion in der Kölner Zentrale, seit 2013 als Redakteurin. An der Weiterentwicklung der digitalen Kanäle und Entwicklung und Implementierung neuer Arbeitsprozesse ist sie seit 2015 in unterschiedlichen Führungspositionen im Haus beteiligt, aktuell als Head of Transformation/Head of Digital Regio der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft für die Titel „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnische Rundschau“.
Veit Ellerbrock wurde 1992 am Niederrhein geboren. Nach dem Abitur ging es für ihn zum Studium in die nördlichste Stadt des Landes. In Flensburg lebte er drei Jahre, bevor er 2015 zurück in seine Heimat zog, um dort als Freier Mitarbeiter für die Neue Rhein Zeitung zu arbeiten. Im Anschluss folgte ein Volontariat bei der Funke Mediengruppe in Essen, bevor er nach dem Abschluss seines Volontariats im Sommer 2019 zum „Kölner Stadt-Anzeiger“ ging. Dort arbeitete er zunächst im Newsteam, ein Jahr später übernahm er dann ein Projekt zur digitalen Transformation der Rhein-Erft-Redaktion. Seit Januar 2022 ist er stellvertretender Head of Digital Region beim „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Marco Führer, Jahrgang 1986, hat spät zum Journalismus gefunden. Studieren durfte er erst nach vielen Umwegen. Die Wahl fiel zunächst auf Technikjournalismus mit Schwerpunkt Umweltwissenschaften, dann folgte 2020 ein Masterabschluss in Technik- und Innovationskommunikation. Vor seinem Volontariat in der Euskirchener Lokalredaktion der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft arbeitete er vier Jahre als freier Mitarbeiter für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die „Kölnische Rundschau“ im Rhein-Erft-Kreis. 2016 war er auch für den Fernsehsender RTL West unterwegs.
Ulla Jürgensonn ist in Tübingen geboren und im Saarland aufgewachsen. Nach dem Abitur war ein Praktikum bei der Saarbrücker Zeitung ihr Einstieg in den Journalismus. Es wurde nach wenigen Wochen in ein Volontariat umgewandelt, daran schlossen sich zwei Jahre als Redakteurin in der Lokalredaktion Völklingen an. Dem Lokalen blieb sie auch im Rheinland treu, als Redakteurin der Rhein-Erft-Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“, zeitweilig als freie Journalistin unter anderem für Jagdzeitschriften. Seit 2018 arbeitet sie wieder in der Rhein-Erft-Redaktion der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft.
Horst Komuth, Jahrgang 1962, ist gebürtiger Kölner. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Nach Studium der Fächer Politik, Geschichte und Anglistik in Köln, Würzburg und London hat er über Manes Sperber, Arthur Koestler und George Orwell promoviert. 1988 hat er sein Volontariat beim Verlag DuMont Schauberg begonnen, wurde im Juli 1989 als Redakteur übernommen und war seit 1990 in der Erftkreis-Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ angestellt. Seit 2014 ist er bei der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft Rhein-Erft in Brühl tätig. Insgesamt ist er seit 32 Jahren als Lokalredakteur für Erftstadt zuständig.
Elena Pintus ist 1995 in Kamp-Lintfort geboren und in der Nähe von Bremen aufgewachsen. Nach dem Medienmanagement-Studium ist sie nach Köln gezogen und hat ihr Volontariat bei der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft begonnen. Derzeit arbeitet sie in der Lokalredaktion Euskirchen.
Jennifer Seidel ist 1993 in Detmold geboren und aufgewachsen. Ihren Bachelor mit Hauptfach Politikwissenschaften und Nebenfach Linguistik absolvierte sie an der Universität Bielefeld, bevor sie für den Master Politikwissenschaften an der Universität zu Köln nach Brühl zog, den sie im Herbst 2019 abschloss. Bereits im August 2019 begann sie ihr Volontariat bei der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft in der Lokalredaktion Rhein-Erft. Im April 2021 wechselte sie in die Lokalredaktion Euskirchen/Gemünd, wo sie ihr Volontariat beendete und seitdem als Redakteurin arbeitet.
Tom Steinicke, Jahrgang 1978, in Euskirchen aufgewachsen und zunächst ab 2006 als freier Mitarbeiter für die Kölnische Rundschau tätig. 2017 begann er sein Volontariat bei der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft, Lokalredaktion Euskirchen. Seit 2019 Redakteur bei der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft. Der studierte Lehrer ist unter anderem als Gebietsredakteur für die Kreispolitik zuständig. Zudem ist er stellvertretender Leiter des Lokalsports in der Redaktion Euskirchen.
Sarah Uerlichs, Jahrgang 1993, wollte eigentlich nur Französisch studieren und suchte für das Studium in Köln noch ein Zweitfach. „Irgendwas mit Medien“ hörte sich gut an und so saß sie schnell in Journalismus-Seminaren vom KStA, dem WDR und RTL. Bei Letzterem arbeitete sie während des Studiums knapp vier Jahre als Praktikantin, studentische Aushilfe und später als Multimedia-Redakteurin in verschiedenen Online-Redaktionen. 2019 kam sie als Volontärin zur Lokalberichterstattung zum KStA und der Kölnischen Rundschau. Eine Erfahrung, die Gold wert war: Im Lokalen ist man doch noch mal viel näher dran an den Geschichten und den Protagonisten. Reporterin zu sein, war eine grandiose neue Erfahrung für sie. Nach einem Jahr als Redakteurin kümmert sich Uerlichs seit Beginn 2022 als „Head of Digital Rhein-Erft“ hauptsächlich um die digitale Weiterentwicklung der Redaktion.
Moritz Wüst, geboren 1997 in Schwäbisch Hall, kam auf Umwegen zum Studium des Sportjournalismus an der Deutschen Sporthochschule Köln. Praktikum beim Sport-Informations-Dienst SID im Videobereich. Freie Mitarbeit bei WDR und Eurosport während des Studiums. Seit September 2021 Volontär für Video, Audio und Print beim Kölner Stadt-Anzeiger.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Horst Komuth: Im Rahmen der Berichterstattung über die Jahrhundertflut, die auch sehr stark Erftstadt heimsuchte, ging es um eine Form der Berichterstattung, die das übliche journalistische Format erweitern sollte. Zusammen mit einem Kölner Videokollegen habe ich mich in den besonders stark zerstörten Stadtteilen Blessem und Bliesheim umgeschaut, die betroffenen Anwohner in Wort und Bild zu Wort kommen lassen.
Sarah Uerlichs: Die Idee des Formats war, die Betroffenen der Flutkatastrophe ihre Geschichte persönlich erzählen zu lassen. Bei vielen merkte man vor Ort, dass es ihnen tatsächlich gut tut, über das Geschehene zu sprechen und dabei auch ihre Forderungen an die Rathäuser, das Land und die Politik loszuwerden. Die Protagonisten wurden durch vorhandene Kontakte in die Kommunen oder auch auf der Straße ganz klassisch durch Ansprechen gefunden und in der Regel zu Hause gefilmt. Allen wurden dieselben Fragen gestellt.
Marco Führer: Das Thema war praktisch überall um uns herum. Das half bei der Recherche, weil es kaum ein Dorf oder einen Menschen gab, der nicht von der Flutkatastrophe betroffen war. Wir haben nicht nur berufliche Kontakte genutzt, um Ansprechpartner zu finden. Kollegen haben Freunde und Bekannte angesprochen. Jeder kannte jemanden, den es mehr oder weniger stark getroffen hatte. Wichtig war uns, dass alle zu Wort kommen sollten – Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, aber auch Lokalpolitiker, Unternehmer, Helfer.
Christine Badke: Die Idee stammt von KStA-Chefredakteur Carsten Fiedler – er wünschte sich ein Bewegtbild-Format, das nah an den Betroffenen der Flutkatastrophe bleibt und ihre Perspektive konsequent in den Mittelpunkt rückt. Die am stärksten zerstörten Bezirke im Kreis Euskirchen und Rhein-Erft-Kreis standen von Beginn an im Fokus. Im Kreis Euskirchen ist nahezu jede Kommune flutgeschädigt, in Erftstadt-Blessem sind bei dem Einsturz der Kiesgrube ganze Häuser verschwunden. Wir hatten Tote und Verletzte im Verbreitungsgebiet, Angehörige und Freunde wurden oft tagelang vermisst. Die Recherchen zum Ausmaß und auch zu den Hintergründen, Verantwortlichkeiten und politischen Aspekten der Katastrophe liefen seit der Flutnacht, zunächst standen die zeitlich drängendsten Fragen im Mittelpunkt: Was ist wo passiert, wo gibt es Hilfe, medizinische Betreuung, Medikamente, Lebensmittel, Strom. Gleichzeitig ging es von Beginn an um eine empathische Herangehensweise an die Opfer, Lokaljournalismus ist auch dafür da, Anwalt der Menschen zu sein. Dabei konnten beide Redaktionen auf ihr großes Netzwerk zurückgreifen.
Moritz Wüst: Den ersten Termin für die Flutprotokolle hatten wir in der dritten Woche nach Beginn meines Volontariats. Dementsprechend fehlte es mir an Kontakten und Hintergründen, um die Lage im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Euskirchen ausreichend einschätzen zu können. Dabei haben mir die Kolleginnen du Kollegen vor Ort sehr gut geholfen, da sie die Termine mit den Menschen vereinbart haben und die Gespräche geführt haben, die ich dann über die Kamera in den Flutprotokollen festhalten konnte.
Elena Pintus: Die ProtagonistInnen fanden sich durch Nachfrage in den flutgeschädigten Kommunen und durch persönlichen sowie telefonischen Kontakt zu Betroffenen, die uns wiederum weitervermittelt haben.
Jennifer Seidel: Die Recherche war zunächst einfach: Es gab im Kreis Euskirchen eigentlich keinen Ort, der nicht in irgendeiner Art und Weise vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden war. Da wir als Lokalredaktion selbst im betroffenen Gebiet vor Ort sind, selbst eine Redaktion in den Fluten verloren haben und im gesamten Kreis gut vernetzt sind, wussten wir um die Probleme und Sorgen der Menschen und wollten ihnen eine Stimme geben.
Tom Steinicke: Die Redaktion in Euskirchen, vor allem aber die Schwesterredaktion in Gemünd, war vom Hochwasser genauso betroffen, wie Tausende Menschen und Häuser in der Region. Täglich sind wir mit den Schicksalen der Menschen, den Schwierigkeiten, aber auch Dingen, die Hoffnung machten, konfrontiert worden. Die Erlebnisse der Menschen, egal ob traurig, Mut machend oder gar schön, wollten wir erzählen, wiedergeben, als eine Art Tagebuch verpacken. Daraus sind die Flutprotokolle entstanden, die wir für das Digitale als Videos gefilmt und zusammengeschnitten haben, die wir aber auch im Print seitenfüllend erzählt haben. Recherchiert haben wir sie vor allem dank unserer Netzwerke, die wir hatten und haben oder die wir während und nach der Flutkatastrophe aufgebaut haben.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Horst Komuth: Die Flutgeschädigten waren einerseits noch traumatisiert, andererseits aber froh, sich die Erlebnisse und auch Frust von der Seele zu reden. Beim „Rundgang“ durch die Orte sollte nichts steif organisiert sein, sondern ein spontanes, echtes Stimmungsbild eingefangen werden.
Sarah Uerlichs: Vor Ort war man nicht nur Journalistin, sondern auch eine Art Seelsorger. Für die Termine haben wir uns auch spontan mehr Zeit genommen, wenn wir gemerkt haben, dass die Person noch mehr loswerden will. Die Interviews waren oft sehr emotional, da kam es auf Fingerspitzengefühl an. Einmal gab es auch Kuchen in der Baustellen-Küche - ein Stück Normalität für die Betroffenen.
Marco Führer: Vor allem zwei Dinge bereiteten Probleme: Wenig Erfahrung mit einem Format wie den Flutprotokollen und die Situation der Menschen. Die Gespräche erforderten Fingerspitzengefühl, manchen Protagonisten fiel es schwer, über das Erlebte zu sprechen. Auch der Umgang mit der Technik war herausfordernd: Mal übertönte das Rauschen eines Flusses das Interview. Mal war es zu dunkel und das Bild nicht scharf genug. Mit jedem weiteren Interview sammelten wir Erfahrung.
Christine Badke: Diese waren tatsächlich gewaltig, schließlich waren beide Redaktionen selbst in unterschiedlichem Maße von dem Hochwasser getroffen, sowohl Kolleg*innen persönlich als auch die Infrastruktur. Vor allem im Kreis Euskirchen: Die Gemünder Redaktion war nicht mehr vorhanden, die Euskirchener nicht benutzbar, das Internet funktionierte auch bei vielen Kollegen zu Hause nicht und viele Straßen waren nicht passierbar. Die Redakteur*innen mussten auch hier besonders kreativ vorgehen. Eine andere Hürde war – wie wohl in den meisten Redaktionen – die Ressourcenfrage. Um flexibler in den Drehterminen und Absprachen zu sein, hat sich die Euskirchener Redaktion zum Beispiel neben der inhaltlichen Arbeit selbst unter schwierigen Bedingungen in kurzer Zeit enorm viel Wissen und Technik angeeignet.
Moritz Wüst: Den ersten Termin für die Flutprotokolle hatten wir in der dritten Woche nach Beginn meines Volontariats. Dementsprechend fehlte es mir an Kontakten und Hintergründen, um die Lage im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Euskirchen ausreichend einschätzen zu können. Dabei haben mir die Kolleginnen du Kollegen vor Ort sehr gut geholfen, da sie die Termine mit den Menschen vereinbart haben und die Gespräche geführt haben, die ich dann über die Kamera in den Flutprotokollen festhalten konnte.
Elena Pintus: Eine Herausforderung bestand in der Technik, schließlich muss für eine gewisse Qualität bei Videodrehs die Ausrüstung stimmen. Auch wenn wir bereits zuvor ständig in Kontakt mit Flutbetroffenen standen, war für mich persönlich vor allem wichtig, das richtige Fingerspitzengefühl im Umgang mit traumatisierten Menschen zu finden.
Jennifer Seidel: Eine der größten Herausforderungen bei dem Projekt war, die Auswahl der Orte und damit die Reihenfolge so zu treffen, dass sich keiner benachteiligt fühlte, da ja sehr viele Orte im Kreis Euskirchen sehr stark betroffen waren. Zudem war das Ziel des Teams, möglichst viele Privatpersonen zu Wort kommen zu lassen, die ihr Zuhause verloren hatten oder in der Nachbarschaft, in den Orten, geholfen und Hilfe organisiert hatten. Für die Menschen selbst war vor allem die eigene Hilfsbereitschaft oft eine Selbstverständlichkeit, weswegen sie gar nicht im Mittelpunkt stehen und auch nicht vor die Kamera treten wollten. Bei den Menschen, die ihr Zuhause verloren hatten oder in der Nacht um ihr Überleben kämpfen mussten, war viel Fingerspitzengefühl bei den Interviews gefragt, da es durchaus vorkam, dass sie die Geschehnisse noch nicht verarbeitet hatten.
Tom Steinicke: Dass die betroffenen Menschen oftmals ganz andere Sorgen haben, als uns ihre Geschichte aus der Flutnacht oder die Probleme im Nachgang – beispielsweise gab es die Schwierigkeit, Trocknungsgeräte und Handwerker zu bekommen – zu berichten. Wir haben uns natürlich auch Absagen eingehandelt, weil die Menschen zu traumatisiert waren oder einfach noch nicht bereit waren, mit Fremden darüber zu sprechen.
Ulla Jürgensonn: Die Herausforderung vor allem in den ersten Wochen nach der Katastrophe war, dass von offiziellen Stellen so gut wie keine Informationen kamen. Das war letztlich ein Segen, so war ich gezwungen, täglich vor Ort zu sein und mit den Betroffenen zu reden.
Wie wurden Sie dabei unterstützt?
Horst Komuth: Moritz Wüst, Video-Volontär aus Köln, sowie vom Bürgerforum Blessem und dem Ortsbürgermeister von Bliesheim.
Sarah Uerlichs: Bei der Suche nach den Protagonisten wurden wir auch von der Feuerwehr und Ortsbürgermeistern unterstützt, die die Betroffenen gut kennen.
Marco Führer: Die ganze Lokalredaktion stand hinter uns. Manche lieferten Kontakte, andere Equipment. Hilfe und gute Ideen kamen vom Euskirchener Flutprotokolle-Team, vor allem von meinen Kolleginnen Jennifer Seidel, Sarah Uerlichs und Elena Pintus. Auch die Redaktionsleitung in Euskirchen hielt uns den Rücken frei und gab uns Zeit für die Flutprotokolle. Nach dem Hochwasser war das nicht selbstverständlich. Arbeit gab es mehr als genug.
Christine Badke: Vor allem die Teams aus dem Kreis Euskirchen und dem Rhein-Erft-Kreis sowie das Video-Team des „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben die wichtigste Arbeit gestemmt. Jede Woche haben die Redaktionen im Wechsel bis zu sechs betroffene Menschen gefragt, wie es ihnen geht, womit sie sich beschäftigen, was sie wünschen und hoffen und wovor sie Angst haben. In der Koordination und in der Umsetzung für die digitalen Kanäle hatte ich im digitalen-Regio-Team, im Newsteam des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und in der Grafik tolle Kolleginnen und Kollegen, die mit Rat und Hilfe zur Stelle waren.
Moritz Wüst: Von meinen Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt waren. Darunter vor allem Ulla Jürgensonn, Horst Komuth, Sarah Uerlichs, Jennifer Seidel, Marco Führer, Tom Steinicke, Christian Mack und Christine Badke.
Elena Pintus: Die Kollegen und Kolleginnen aus der Lokalredaktion haben das Team unterstützt. Ich war selbst auch eher unterstützend tätig und möchte an der Stelle erwähnen, dass vor allem Jennifer Seidel, Sarah Uerlichs und Marco Führer viel an dem Projekt gearbeitet haben.
Jennifer Seidel: Wir haben im Team gearbeitet und ohne das wäre dieses Projekt so auch gar nicht möglich gewesen. Da möchte ich vor allem meinen Kollegen Marco Führer und Sarah Uerlichs danken. Und Elena Pintus, ohne deren Equipment wir am Anfang das Projekt nicht so hätten umsetzen können. Für die „Flutprotokolle“ durften wir uns viel Zeit nehmen und standen deswegen zum Teil einige Tage für den Redaktionsalltag nicht zur Verfügung. Für diese Möglichkeit möchte ich meinem Redaktionsleiter Christoph Heup danken.
Tom Steinicke: Das ganze Projekt ist eine überragende Mannschaftsleistung. Angefangen in der Kölner Zentrale, die mit ihrem Know-how und technischen Möglichkeiten eine selbst von der Flut betroffene Redaktion materiell und personell unterstützt hat. Bis hin zu jedem einzelnen Mitarbeiter der Lokalredaktion, der sein Netzwerk bemüht hat oder im Tagesgeschäft den „Protokollführern“ den Rücken freigehalten hat. Denn eine Zeitung musste „nebenher“ auch noch gemacht werden.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Horst Komuth: So nah an den Menschen sein, wie nur möglich. Berichterstattung soll engagiert sein, Meinung gehört allerdings in den Kommentar. Im Lokaljournalismus macht’s die bunte Vielfalt, also das Bild der täglichen Lebenswirklichkeit abzubilden, in der sich die Menschen wiederfinden.
Sarah Uerlichs: Guter Journalismus kostet Zeit und Nerven, aber genau darauf kommt es an. In einer Zeit, in der der Journalismus oft in der Kritik steht und an Ansehen verliert, ist es wichtig, mit gut recherchierten, exklusiven und meinungsumfassenden Geschichten zu überzeugen.
Marco Führer: Guter Journalismus erzieht nicht und will nicht jedem gefallen. Guter Journalismus ist eine Mischung aus Nähe und Distanz. Ein guter Journalist hört den Menschen zu, überprüft aber auch Informationen und geizt nicht mit Kritik, wenn sie angebracht und begründet ist.
Christine Badke: Er sollte aufklären, erklären, begeistern, sowie kritisch und empathisch zur rechten Zeit sein.
Moritz Wüst: Die Fähigkeit, empathische Gespräche zu führen und die daraus entstehenden persönlichen Eindrücke objektiv und interessant wiedergeben zu können.
Elena Pintus: Guter Journalismus bedeutet für mich, Menschen authentisch und vielseitig darzustellen und den Rezipienten Einblicke in Lebenswelten zu ermöglichen, die ihnen sonst verwehrt geblieben wären. Handwerklich besonders wichtig finde ich eine umfassende Recherche und journalistische Ausgewogenheit.
Jennifer Seidel: Guter Journalismus bedeutet für mich hinschauen, nachfragen und überprüfen. Besonders in der heutigen Zeit, in der Nachrichten und Inhalte zum Teil ungefiltert und ungeprüft verbreitet werden, ist es umso wichtiger, Fakten zu prüfen und zu verifizieren. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dem Konsumenten Informationen zu liefern, Sachverhalte verständlich zu erklären und auch kritische Fragen zu stellen.
Tom Steinicke: Neugier. Neugier, eine Geschichte unabhängig, kreativ und genau erzählen zu können.
Ulla Jürgensonn: Guter Journalismus, vor allem guter Lokaljournalismus, ist dicht am Menschen. Er wagt Gefühle, ohne gefühlig zu werden, wahrt Distanz, ohne zu fremdeln, behält den Überblick, ohne abzuheben.
Veit Ellerbrock: Guter Journalismus ist informativ, aber auch unterhaltsam und bringt den Leser*innen relevante Themen näher, die für sie oftmals im Verborgenen bleiben.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Horst Komuth: Idee, Leidenschaft fürs Thema, packende Sprache.
Sarah Uerlichs: Er braucht Spannung, eine gute Sprache, abwechslungsreiche Perspektiven und viele Antworten. Nach der Lektüre dürfen keine Fragen offen bleiben.
Marco Führer: Tiefe. Er liefert das, was nicht jeder sieht, hört, fühlt oder weiß.
Christine Badke: Leserinnen und Leser, die eine Relevanz für sich entdecken können.
Elena Pintus: Eine erzählenswerte Geschichte und eine/n AutorIn, der/die bereit ist, immer wieder aus seiner/ihrer Komfortzone zu treten.
Jennifer Seidel: Leidenschaft. Expertise. Inhalt.
Tom Steinicke: Er muss fesseln. Die Geschichte muss toll sein und es darf gerne ein menschlicher oder tierischer Protagonist im Mittelpunkt stehen. Die Geschichte sollte sich nicht in Belanglosigkeiten verlieren und die rote Linie nicht aus dem Blick verlieren.
Ulla Jürgensonn: Eine starke Geschichte, gern eine ungewöhnliche Perspektive. Und dann eine Sprache, bei der Tonart, Rhythmus und Melodie stimmen.
Veit Ellerbrock: Eine spannende und relevante Geschichte, die auf den Punkt und ohne großes Abschweifen erzählt wird.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Horst Komuth: Impulse, weiterhin konsequent auch neue Wege des Journalismus zu beschreiten – im Zusammenspiel von Print, Video und anderen medialen Möglichkeiten.
Sarah Uerlichs: Ich freue mich, andere Journalisten kennenzulernen und weitere Kontakte zu knüpfen.
Christine Badke: Neben der Hoffnung natürlich, dass wir gewinnen, freue ich mich auf das nähere Kennenlernen der anderen nominierten Inhalte und der Menschen, die sie gemacht haben. Das wird für mich leider vorerst nur online stattfinden, weil ich bedauerlicherweise im Juni persönlich nicht dabei sein kann.
Elena Pintus: Es ist bereits ein tolles Gefühl, nominiert zu sein. Ich hoffe natürlich, dass wir gewinnen.
Tom Steinicke: Tolle Beiträge, tolle Kollegen, die allesamt einen herausragenden Job gemacht haben, denn sonst wären sie nicht nominiert worden. Ein Sieger steht nämlich bereits im Vorfeld fest: der gute Journalismus.
Veit Ellerbrock: Einen tollen Abend mit tollen Kolleg*innen, die gemeinsam ihre großartige Arbeit feiern – denn das kommt im schnelllebigen Redaktionsalltag oftmals zu kurz.