Einmal Hölle und zurück
Von Cathrin Kahlweit
Ein ganzes Dorf wurde vier Wochen lang in einen Keller gesperrt. Die Gefangenen hungerten, hatten Panik, einige wurden erschossen.
Jetzt sind die Russen weg, aber was heißt das schon.
Als russische Soldaten in den ersten Märztagen nach Jahidne vorrückten, kauerte Julia Wertyjenko mit Mann und Tochter im Keller ihres Elternhauses. An der Decke hing eine Glühbirne, das kleine Fenster stand offen, und entlang der Wände füllten Obstkonserven die selbstgezimmerten Regale. Ihr Vater hatte vorsorglich ein paar Bettdecken hinuntergetragen – gegen die Kälte. Der Gefechtslärm kam immer näher, die Angreifer mussten bald im Dorf sein.
Später, sagt die 35-Jährige, als sie an einem glühend heißen Junitag in Jeans und T-Shirt auf der Dorfstraße steht, schmal und zart, die Haare mädchenhaft zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, später habe sie noch oft sehnsüchtig an den Vorratsraum im Haus ihres Vaters gedacht. So geräumig und hell, so aufgeräumt. Vier Stunden saß sie mit ihrer Familie dort, bevor ein russischer Soldaten durch das Kellerfenster brüllte: „Alle raus. Sonst werfe ich eine Granate ins Haus.“
Ihr Vater Igor stieg als Erster über die Treppe nach oben, er musste sich neben die Hauswand stellen und dachte, nun würde er erschossen. Aber die russischen Soldaten lachten, zerschlugen sein Handy, dann machten sie es sich gemütlich, brieten sich ein paar Eier, während die Familie erstarrt daneben stand. Einer der Eindringlinge schenkte der kleinen Mascha, Julia Wertyjenkos Tochter, eine Mandarine. Einen Tag lang wohnte die Familie unten im Keller, die Russen oben im Haus. Dann wurden die Wertyjenkos auf die Straße getrieben und in den Keller der Dorfschule geschickt, die ein paar Hundert Meter entfernt liegt. Zu ihrer eigenen Sicherheit, sagte man ihnen, aber es war ein Befehl. Einer der Soldaten gab Mascha ein Geschenk, diesmal war es Schokolade – zum Abschied. Dann sagte er: „Alles Gute.“
Vier Monate später geht Julia Wertyjenko, Programmiererin in der nahen Großstadt Tschernihiw, wieder mit ihrer Tochter in den Hinterhof der Schule von Jahidne und zu der Tür, die in den Keller führt. Im Dorf nennen sie ihn das „Verlies des Todes“. Die Erinnerungen an die Wochen im Keller verfolgen die junge Mutter bis heute in ihren Träumen. Sie hat Ferien, deshalb ist sie, anders als ihr Mann Serhij, ein Veterinär, nicht bei der Arbeit, sondern daheim im Dorf. Maschas Online-Unterricht ist gerade vorbei. Iwan Podgul, ein Nachbar, der den Kellerschlüssel verwaltet, ist mitgegangen zu dem Verlies, das für die Justiz in Kiew, die wegen Kriegsverbrechen ermittelt, mittlerweile ein Tatort ist. Er schließt umständlich auf. Hinter der grünen Holztür führt eine schmale Treppe runter in Kälte und Dunkelheit.
26 Tage waren sie hier eingesperrt, andere Dorfbewohner sprechen von 28 Tagen. Jeden Tag, jede Stunde wurden es mehr, Straße um Straße, Haus um Haus trieben die Russen sie dorthin: Am Ende waren 360 Menschen in den paar Kellerräumen und einem Flur, allein 136 in dem einzigen größeren Raum. Julia Wertyjenko steht vor der Tür, zögert, soll sie noch einmal da runtergehen? „Ich will nicht, dass es zu einem Museum in meinem Kopf wird“, sagt sie dann aber entschieden, „soll ich hier jeden Tag vorbeigehen, mich fürchten und daran denken?“
Alle Kinder der Gegend besuchten die Schule und den Kindergarten am Waldrand, bevor die russische Armee am 24. Februar die Ukraine überfiel und Moskaus Truppen von der belarussischen Grenze aus in das Dörfchen vorrückten. Was dort geschah, ging um die Welt. Die Vereinten Nationen, ukrainische NGOs, die Generalstaatsanwältin in Kiew, sie alle haben sich vorgenommen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Ukraine aufzuklären und die Täter vor Gericht zu stellen.
19 530 Kriegsverbrechen sollen russische Truppen nach einer aktuellen Auflistung der Generalstaatsanwaltschaft seit dem Überfall auf die Ukraine schon begangen haben. Jahidne steht ganz oben auf der Liste. Neun Verdächtige wurden bereits ermittelt, es sind überwiegend Soldaten aus der autonomen Republik Tuwa im Süden Sibiriens, nahe der mongolischen Grenze. Auf einer Pressekonferenz am 8. Juni stellte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa dazu fest, dass man gegen die Täter, die mutmaßlich zurück in Russland sind, in Abwesenheit verhandeln müsse, aber: „Das ist sehr wichtig für uns, für die Gerechtigkeit in der Ukraine, für die Opfer und ihre Angehörigen.“
Die Ermittlungen seien wichtig, ja doch, sagt Julia Wertyjenko. „Aber das ist nicht alles. Wir müssen hier auch weiter zusammenleben. Nicht alle haben verarbeitet, was passiert ist.“ Also steigt sie jetzt doch hinunter, Iwan Podgul reicht ihr vorsichtshalber die Hand. Mascha ist vorausgehüpft. Am Fuß der Treppe liegt ein schmaler Gang, an der Wand stehen ein paar alte Kinderstühle. Links und rechts liegen fünf kleine Räume, Verschläge eher, es ist schmutzig und düster, ein paar alte Schultische stehen herum, darauf Kladden, alte Lehrbücher, auf dem Boden Schaufeln, Stricke, Bretter. Es stinkt nach Mäusen und Kot. Hier liegt eine Decke, da ein Schlafsack. Die Fenster sind verrammelt, es ist stickig. Der Keller wurde genau so gelassen, wie er war, als das ganze Dorf darin leben musste: eine Abstellhalde für Schulmobiliar, das weggeräumt, aber nie weggeworfen wurde, dazugekommen sind die Hinterlassenschaften einer Zwangsgemeinschaft auf Leben und Tod.
„Wir waren unter den Ersten, die runtergeschickt wurden“, sagt Wertyjenko, und geht direkt in die rechte hintere Ecke des größten Raumes, wo sie sich auf einen Kinderstuhl setzt. „Hier haben wir gehockt, bewegen konnte man sich nicht.“ Sie führt vor, wie Mascha auf ihr schlief, das Kind auf dem Schoß der Mutter, manchmal auf dem Schoß des Vaters, den kleinen Kopf auf ihrer Schulter, die Beine zwischen die Eltern gequetscht. Die meisten Menschen, sagt sie, hätten im Sitzen schlafen müssen, manche im Stehen, an die Wand gelehnt.
Sie spricht jetzt immer schneller, wechselt zum Du, weißt du, verstehst du, nenn mich Julia, alles muss raus, jedes Detail, es ist wie ein Sog. Stunden geht das so, Stunden auf dem Kinderstuhl, auf dem sie auch damals saß. Iwan Podgul, der Schlüsselverwalter und Freund, hockt sich dazu, ergänzt, erklärt. Nur Mascha sagt die ganze Zeit keinen Ton.
Die Russen, erinnert sich ihre Mutter, hätten anfangs von maximal fünf Tagen im Keller geredet, dann werde man sie alle rauslassen. Draußen gebe es Gefechte, es sei gefährlich. Aber es sei viel bequemer für sie gewesen, glaubt sie, die Ukrainer alle an einem Ort zu sammeln und zu bewachen. Nach und nach füllte sich der Keller. Am 13. März wurden ihre Schwester und ihre Nichte in den Raum geschubst. Essen gab es nur selten, „wenn die Soldaten selbst welches hatten, haben sie es manchmal quer durch den Raum geworfen, als würde man Hunde füttern“.
Nach dem vierten Tag, erzählt sie, und streicht ihrer Tochter die Haare aus dem Gesicht, habe man ab und zu ein paar Frauen hinausgelassen, um Essen von daheim zu holen. Oder das, was die Besatzer in den Häusern der Dorfbewohner übrig gelassen hatten. Das wurde dann oben im Freien gekocht, an guten Tagen ein paar Kartoffeln für jeden, und unten verteilt.
Es habe kaum sauberes Trinkwasser gegeben, nicht mal für die Kinder. Nach einer Weile hatten alle Durchfall – und fast alle Kinder Windpocken. „Man muss sich das vorstellen, sie habe sich alle beieinander angesteckt in der Enge, sie haben sich blutig gekratzt, viele hatten Fieber.“ Einmal, erinnert sie sich und zieht ihre Tochter näher an sich heran, habe man sie nach Hause gelassen, um Tabletten für Mascha zu holen. „Aber die waren längst geklaut.“
In den Häusern nämlich, sagt Podgul, hätten sich die Soldaten breitgemacht, er nennt sie „Burjaten“. Burjatien ist eine andere autonome Republik in Sibirien, Burjatien oder Tuwa, woher ein Teil der russischen Soldaten in Jahidne nach bisherigen Ermittlungen wohl tatsächlich kam, für ihn sind sie alle gleich. „Vor denen hatten selbst die Typen, die uns bewachten, Angst. Es gab ständig Stress, weil die Burjaten noch brutaler waren als die anderen Russen. Manchmal haben sie sich gegenseitig beschossen.“
Podgul durfte ab und zu raus, um seine Kuh zu füttern. Jeder, der den Keller verlassen durfte, sagt Julia Wertyjenko, habe ein weißes Band um den Arm binden müssen und genau zwanzig Minuten gehabt. „Sie haben uns gedroht: Wer nicht zurückkommt, wird gejagt und erschossen.“ Die Tür zur Freiheit sei immer verrammelt gewesen. „Wir haben gefleht, dass wir nach draußen zur Latrine auf dem Schulhof dürfen. Unten gab es pro Raum einen Eimer, es stank wie die Pest.“ Wenn die Soldaten nicht zu viel Alkohol getrunken hätten, dann hätten ein paar Menschen hinausgedurft. „Alles war abhängig von ihrer Stimmung. Nahrung, Wasser, Leben und Tod.“
Die Eimer flossen schnell über, die Luft war unerträglich. „Irgendwann ließen sie uns morgens um acht nach draußen aufs Klo. Wer nach oben durfte für die paar Minuten, die sie uns gewährten, der musste über Dutzende Menschen steigen, rollen, klettern.“ Ein Mann, der aus Donezk nach Jahidne zu Verwandten geflohen war, sei hinaus in den Hof getreten und habe auf dem Weg zur Toilette zu lange in den Himmel geschaut. „Sie haben ihn erschossen, weil sie glaubten, er checkt irgendwelche militärischen Koordinaten.“ Daraufhin habe jeder nur noch starr geradeaus geschaut. Die junge Frau macht es jetzt vor, starrt vor sich hin, bewegungslos. „Aber auch sonst war alles gefährlich.“ Ein Junge mit einem ukrainischen Dreizack als Tattoo: erschossen. Ein Mann, der auf der Straße angetroffen wurde: erschossen.
„Ich dachte“, sagt sie, „wir sterben alle hier.“ Iwan Podgul und Julia Wertyjenko erinnern sich an die Stimmung unter den eingepferchten Menschen, an das ständige Kreischen und Weinen, an das anderthalb Monate alte Baby, das rechts in der Ecke neben ihnen wimmerte, an den Streit, die Verzweiflung. Das hat sich eingebrannt, für immer. Einmal hätten die Russen eine Nachbarin allein ins Freie geführt. „Sie hat sich so laut gegen ihre Vergewaltigung gewehrt, so irre gebrüllt, dass wir es unten hören konnten. Sie haben sie wieder hinuntergeschickt. Unversehrt, glaube ich.“
Und dann, sagt Julia Wertyjenko, seien nach und nach ein paar Menschen gestorben. An einer weiß gekalkten Wand im kleinsten Raum hat jemand die ganze Zeit eine Liste geführt: links von einer Holztür die, die erschossen wurden. Rechts der Tür die, die gestorben waren, weil ihnen das Nötigste fehlte: Luft, Nahrung, Wasser, Sicherheit. Zehn Menschen, rechnet Generalstaatsanwältin Wenediktowa später auf ihrer Pressekonferenz vor, seien in dem Keller unter der Schule im Laufe der vier Wochen gestorben, sechzehn seien herausgeholt und erschossen worden. „Wir durften die Leichen nur alle paar Tage hochtragen und in einem Boilerraum neben der Schule lagern“, sagt Iwan Podgul. „So lange lagen sie neben uns. Ab und zu wurden dann ein paar irgendwo hinter der Schulmauer begraben.“
„Es klingt komisch“, sagt Julia Wertyjenko, „aber manchmal war mir nicht klar, wo ich sicherer wäre: Inmitten dieser hungernden Menge von Menschen, die ich kannte? Oder an der frischen Luft, inmitten von bewaffneten Russen und unter Dauerbeschuss? Der Keller war auf eine perverse Art auch ein Schutz.“
Irgendwann, nach einer Ewigkeit, die mit dem letzten Märztag endete, sei ein Soldat in den Keller gekommen. Sie zögen ab, rief er. Ein Munitionslager im Kiefernwald hinter der Schule sprengten die Russen noch, es habe stundenlang einen höllischen Lärm gegeben, als gehe die Welt unter. Dann wurde es still. „Wir haben durch ein Loch in der Tür nach draußen geschaut. Dann hat irgendein mutiger Mensch die Tür aufgemacht. Totale Stille, kurze Zeit rauschte nur der Wind“, sagt Julia Wertyjenko. Dann habe man in der Ferne wieder Gefechtslärm gehört. Die Panzer der Besatzer: weg. Die Schützengräben, die sie um die Schule angelegt hatten, leer. Erst Stunden später kamen die ersten ukrainischen Soldaten ins Dorf.
Die Bewohner von Jahidne leben weiter, mit den Bildern in ihren Köpfen. Zu der Angst, die nur langsam weicht, sagt Julia Wertyjenko, sei später auch so etwas wie Selbstekel gekommen. Fast vier Wochen nicht waschen, fast vier Wochen in denselben Schuhen, derselben Unterwäsche, abgemagert, verlaust. „Als ich das erste Mal meine Kleider auszog, löste sich mit ihnen auch die Haut ab.“ Alle, sagt sie, alle hätten hinterher Krätze gehabt, oder Ekzeme.
Jetzt, ein paar Monate später, wirkt alles friedlich, die grüne, üppige Natur, eine Frau auf einem Fahrrad. Als sei dies ein normales Dorf. Entlang der staubigen Straßen riecht es nach Holunder. Die Kirschen werden gerade reif, Birnen und Walnüsse sind noch klein und grün, in den Gärten blühen Kornblumen und Lupinen. Ein einsamer Hahn stolziert über die Straße. Fast alle Häuser sind beschädigt, bei manchen ist es nur ein Loch im Dach, von anderen stehen nur noch die Kamine.
Der Vizebürgermeister Mykola Rudenok hat gehört, dass eine Journalistin im Dorf ist, er eilt herbei. 17 Dörfer waren in einer Gebietsreform zusammengelegt worden, aber überall fehlt das Geld, fast alle Bewohner sind ja wegen des Kriegs arbeitslos, es gibt viel zu tun. Jahidne ist mittlerweile auf traurige Weise berühmt, aber auch die anderen Dörfer wurden von den Russen teilweise zerstört. Dass da mehr als 300 Leute in einen Keller gesperrt waren, sagt Rudenok, „das haben wir nicht gewusst. Was hätten wir auch tun können? Wir waren ja selbst völlig machtlos.“
Vier Busse habe man nach der Befreiung Richtung Westen, in die Chmelnyzkyj Oblast geschickt, viele, die mitfuhren, seien später wiedergekommen. Es gebe weiter eine gewisse Angst, sagt Rudenok, dass Putins Männer noch mal zurückkommen. Überall in der Gegend herrsche seit der Vertreibung des Feindes durch die ukrainische Armee eine „stabile Nervosität“.
Wenige Tage nach dem Besuch in Jahidne, Ende Juni, werden dann wieder russische Raketen aus Belarus auf die nahe Großstadt Tschernihiw und die Dörfer drum herum abgefeuert. Bomben fallen auf Kiew, auf Charkiw, auf ein Einkaufszentrum in Krementschuk. Die Botschaft des Kreml ist klar: Die Front ist überall.
Aber es geht vorwärts, überall im Dorf wird gebaut, geschliffen, gehämmert. Freiwillige der Hilfsorganisation Dobrobat sind aus dem ganzen Land nach Jahidne gekommen, um zu helfen. Ein Waschmaschinenreparateur aus dem Bezirk Donezk, ein Zimmermann aus Dnipro. NGOs schicken Ärzte und Psychologen. Julia Wertyjenko und Iwan Podgul haben die Gesprächsangebote angenommen. Es kann nicht schaden, sagt sie, darüber zu sprechen, „was das mit uns gemacht hat“.
Und jetzt? Es gibt seit damals immer wieder heftigen, erbitterten Streit, auf der Straße, zwischen Nachbarn. Streit um die Spenden, Streit darum, an welchem Dach zuerst gearbeitet wird. Eine kirchliche Hilfsorganisation ist mit dem Lieferwagen vor das völlig zerstörte Kulturhaus gefahren, Helfer teilen Tüten mit Öl, Mais und Mehl aus. Frauen keifen, Männer brüllen, Kinder drängeln. Julia Wertyjenko hat zwei Säcke mit Lebensmitteln für ihre Familie und ihren Vater ergattert, sie trägt sie die Dorfstraße entlang nach Hause. „Es gibt viel Neid seither“, sagt sie. „Die Atmosphäre ist vergiftet, wir haben zu lange zu viel Schreckliches und Intimes voneinander gesehen.“ Hasst sie die Russen dafür? „Hass? Nein. Aber sie haben uns unsere Gesundheit genommen, unsere Leben zerstört, es ist eher so, dass ich sie verachte.“
Mitte Juni befragte BBC-Korrespondent Steve Rosenberg den russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau in einem langen Interview über den Ukraine-Krieg unter anderem zu den Verbrechen in Jahidne. Auch russische Stellen hatten zuvor die Vorwürfe gegen ihre Soldaten geprüft, denen die ukrainische Seite Kriegsverbrechen in dem kleinen Dorf vorwirft. Man habe, heißt es im Kreml, keinerlei Fehlverhalten gefunden. Auch die Ehefrau eines der Soldaten aus Tuwa hatte einem Reporter von Radio Liberty, der sie über soziale Medien kontaktierte, erst gesagt, ihr Mann könne keiner Fliege etwas zuleide tun. Später dementierte sie, dass er jemals in Jahidne gewesen sei.
Rosenberg fragte Lawrow nun ganz konkret: Bis zu 360 Menschen, Kinder, Alte und Behinderte einen Monat lang in einem Keller, ob das etwa „ein Kampf gegen die Nazis“ sei?
Das seien Fake News, wiegelte Lawrow zuerst ab. Der Interviewer hakte nach. Ob denn alle in Jahidne lügen würden? Lawrow räumte ein: „Russland ist nicht blitzsauber.“ Im Gegenteil: „Russland ist, was es ist. Und wir schämen uns nicht zu zeigen, wer wir sind.“ Und es klang so, als sei er stolz darauf.