Eva Schläfer
Kurzbiographie der Nominierten in der Kategorie Reportage 2023
Nach dem Studium der Journalistik und Politikwissenschaft an der Uni Leipzig entschied sich Eva Schläfer, 1975 geboren, zunächst gegen den Journalismus und für die Unternehmenskommunikation. 2018 dachte sie, dass nun vielleicht die letzte Chance sei, doch noch als Journalistin zu arbeiten. Zunächst als freie Autorin fand sie ihre Heimat schnell bei den Publikationen der Frankfurter Allgemeinen. Seit 2020 ist sie Redakteurin im Ressort „Leben“ der Sonntagszeitung und setzt sich in ihren Texten regelmäßig mit den Themen Tod und Trauer auseinander.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Ich habe ein Faible für Todesanzeigen und schaue sie mir regelmäßig und aufmerksam durch. Die Todesanzeige, die die Kinder des Ehepaar Rackles‘ für ihre Eltern aufgegeben hatten, war so formuliert, dass ich von einem selbstbestimmten Lebensende ausging. Dass Menschen sich für einen gemeinsamen Tod entscheiden, finde ich bemerkenswert, aber persönlich schwer nachvollziehbar und wollte gerne mehr über das Paar erfahren. Ich legte die Seite für ein halbes Jahr lang in die Schublade – und schrieb dann eine E-Mail an den Sohn, der rasch antwortete und mir direkt signalisierte, dass er und wohl auch seine beiden Schwestern sich vorstellen könnten, mit mir zu reden. Dass sich alle drei dann aber dermaßen offen äußerten, war ein Glücksfall. Ich sprach sie zunächst getrennt, und traf sie dann an einem Vormittag alle gemeinsam in der Wohnung ihrer Eltern.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Die drei Geschwister waren nachvollziehbarerweise noch ziemlich mitgenommen von dem, was sie mit ihren Eltern in den Monaten des Abschieds und an deren Todestag erlebt hatten. Mit im Prinzip fremden Personen darüber zu sprechen, wie sie das Ableben der Eltern begleitet haben, ging auch mir nahe. Ich habe versucht, ein Gleichgewicht zwischen Mitgefühl und Distanz zu finden.
Wie wurden Sie unterstützt?
Natürlich von meinen Kollegen, die mir in einer unserer Themenkonferenzen quasi gut zusprachen, der Anzeige nachzugehen. Unser Ressortleiter war bereit, der Geschichte ungewöhnlich viel Platz zur Verfügung zu stellen. Und als ich sie aufgeschrieben hatte, haben speziell zwei Kolleginnen wertvolle Hinweise geliefert, die den Text verbessert haben.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Er muss mich berühren. Und er muss wahrhaftig sein.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Protagonisten, die einem nicht alle Tage über den Weg laufen. Und er sollte Leserinnen und Leser auf neue Gedanken bringen.