Moritz Aisslinger

Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Reportage 2023

Moritz Aisslinger, geboren 1986, studierte Literatur und Geschichte in Mainz und in Leipzig. Während des Studiums erste freie journalistische Tätigkeiten für mehrere Tageszeitungen. Er ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München. Seit dem November 2016 arbeitet er als Redakteur für DIE ZEIT, zunächst im Politik-Ressort, seit Anfang 2019 im Dossier.

Moritz Aisslinger
privat

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Meine Ressortleiterin aus dem Dossier hatte mich gefragt, ob ich ein Dossier über Monsterwellen recherchieren wolle. Das ist ein Phänomen auf den Weltmeeren: Wie aus dem Nichts tauchen mitten auf dem Ozean diese riesigen Wellen auf – 15, 20, 30 Meter hoch. Sie können Schiffe kentern lassen und Besatzungsmitglieder von Bord werfen. Für die Recherche hatte ich Newsletter zur Schifffahrt abonniert. Dort las ich im September 2020 in einer Meldung, dass ein Frachter namens Gulf Livestock 1 untergegangenen sei. Das interessierte mich. Ich begann, zu recherchieren, und je mehr ich erfuhr, desto klarer wurde mir, dass das die stärkere und relevantere Geschichte ist.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie?
Es war schwierig, mit philippinischen Angehörigen der Besatzungsmitglieder ins Gespräch zu kommen. Wie im Text erwähnt, kontaktierte ich 15 Angehörige. Doch außer Maria Santos antwortete nur eine Person, die Ehefrau eines Maschinisten. Ich schrieb mit ihr über den Facebook-Messenger. Sie erklärte mir während der Kommunikation, dass sie gerne sprechen würde, aber Angst vor Repressalien habe. Über Kontakte gelang es schließlich, mit Maria Santos ins Gespräch zu kommen. Nach einiger Bedenkzeit willigte sie ein, dass ich sie besuchen komme. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich aus dem Umstand der rigiden Einreisesperre nach Australien aufgrund von Corona.  Die Recherche zog sich so über einen langen Zeitraum, in dem der Kontakt zu allen Beteiligten aufrechtgehalten werden musste.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Guter Journalismus ist neugierig, fair und respektvoll, klug, unterhaltsam, spannend.

Was braucht ein herausragender Artikel?
Der amerikanische Schriftsteller George Saunders hat mal geschrieben, er habe von einem Filmproduzenten gesagt bekommen, ein gutes Drehbuch müsse zwei Kriterien erfüllen: Jeder Textabschnitt müsse so unterhaltsam sein, dass man bis zum nächsten weiterlesen möchte; außerdem müsse er die Geschichte auf eine „nicht-triviale Weise“ voranbringen. Ich glaube, dieses Prinzip kann man – wahrscheinlich nicht immer, aber oft – auch auf journalistische Texte anwenden.

Oops, an error occurred! Code: 202411231037046ce6f42d
Diese Seite teilen