Marie-Louise Timcke, André Pätzold, David Wendler, Angelo Zehr, Sebastian Vollnhals und Christopher Möller
Kurzbiographien der Nominierten in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt 2021
Marie-Louise Timcke, geboren 1992 in München, studierte Datenjournalismus an der TU Dortmund und volontierte im Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost. Während ihres Studiums gründete sie die Bildungsinitiative Journocode, mit der sie mehr Datenskills in Nachrichtenredaktionen bringen will. Seit 2017 ist sie Geschäftsführerin und Trainerin der daraus hervorgegangenen Journocode UG, welche Ressourcen und Seminare an der Schnittstelle von IT und Journalismus anbietet. Im Frühjahr 2018 übernahm sie die Leitung des Interaktiv-Teams der Berliner Morgenpost, das kurz darauf in die Zentralredaktion der Funke Mediengruppe integriert wurde.
André Pätzold, geboren 1971 in Bad Saarow (Brandenburg), arbeitete nach einer klassischen Redakteursausbildung an der Berliner Journalisten-Schule zunächst frei für das Fernsehen des Mitteldeutsche Rundfunks (mdr), aber bereits Ende der 90er-Jahre auch für digitale Medien wie AOL. Von 2000 bis 2006 war er Redakteur bei WELT Online und wechselte zur Berliner Morgenpost, wo er regelmäßig multimediale Projekte konzipierte und sich schließlich als Mitglied des Interaktiv-Teams dem Datenjournalismus widmete – bis heute: Das preisgekrönte Team (Grimme Online Award, Nannen Preis, Deutscher Reporterpreis) arbeitet mittlerweile für sämtliche Titel der Funke Mediengruppe.
Sebastian Vollnhals ist seit nahezu einer Dekade vielfach ausgezeichnet unterwegs im Feld des datengetriebenen Journalismus; von 2012 an gemeinsam mit Michael Kreil, Lorenz Matzat und anderen als OpenDataCity, sodann einstweilen für den Tagesspiegel und die Infographics Group und nun seit 2020 für Funke Interaktiv.
David Wendler hat als UX Visual Designer als Teil von Funke Interaktiv am Coronavirus-Monitor gearbeitet. Er war seit Entstehung des Teams bis Mai 2020 Teil dessen. Vorher hat er gemeinsam mit dem Team als Berliner Morgenpost Interaktiv Datenvisualisierungen, Applikationen und andere Interaktive Web Formate entwickelt. David Wendler arbeitet langjährig im Medienbereich als Gestalter und hat sich zuletzt auf die Themen UX und Usability konzentriert.
Angelo Zehr ist als Interaction Designer auf David Wendler gefolgt und ist seither für Gestaltung und Programmierung der interaktiven Visualisierungen von Funke Interaktiv verantwortlich. Vor dem Stellenantritt in Berlin lebte Angelo Zehr in Zürich und Wien und arbeitete unter anderem für das Datenteam des Schweizer Radio und Fernsehens SRF.
Christopher Möller hat nach seinem Studium der Medieninformatik die Firma webkid, eine Agentur für interaktive Datenvisualisierungen, gegründet. Seit 2014 ist er dort als Web-Entwickler und Geschäftsführer tätig und hat an über 100 Projekten gearbeitet. Zu den Kunden von webkid gehören unter anderem die Financial Times, Zeit Online und die Funke Mediengruppe.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Mit Bekanntwerden der ersten Coronavirus-Fälle in Deutschland stieg das Informationsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger schlagartig an, doch weder von Behörden noch von Medienhäusern gab es so schnell einen guten Überblick über die aktuelle Lage in Deutschland. Der Coronavirus-Monitor sollte alle bekannten Informationen auf einem einfach zu bedienenden Dashboard zusammenführen. Das Interaktiv-Team der Funke Mediengruppe ergänzte dafür die internationalen Meldungen der Johns Hopkins Universität in zunächst manueller, täglicher Arbeit um die Fallmeldungen aus Pressemitteilungen der 16 Bundesländer.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Im Laufe der Pandemie veränderten sich das Meldesystem und der Informationsbedarf laufend, sodass das Team immer wachsam nach neuen Daten- und Informationsquellen Ausschau halten musste. Unangekündigt wurden Veröffentlichungsformate von RKI oder Gesundheitsbehörden geändert, Meldezeiten verschoben sich oder neue Metriken und Maßzahlen traten in den Vordergrund der politischen und gesellschaftlichen Debatte. Sowohl in der Datenerfassung als auch bei den Darstellungsformen musste das Team stets agil auf Neuerungen reagieren. Das immense Interesse der Nutzerinnen und Nutzer sowie die täglich wachsende Menge an Zahlen und Metriken hätte ohne laufende Anpassungen und Optimierungen zudem schon früh das technische Setup des Monitors in die Knie gezwungen.
Wie wurden Sie unterstützt?
Für die Programmierung des modularen Dashboards wurde das Team von den Entwicklern der Agentur Webkid unterstützt. Um Lösungen für die durch die gespeicherten Datenmengen und den Ansturm der Leserinnen und Leser ausgelösten Performance-Probleme zu finden, hatte das Interaktiv-Team inhouse Unterstützung von den Entwicklerinnen und Entwicklern von Funke Digital. Um den Leserinnen und Lesern neben den aktuellen Zahlen und Entwicklungen auch die neuesten Nachrichten um das Thema präsentieren zu können, griff das Team auf die Arbeit der Redakteurinnen und Redakteure der Funke Zentralredaktion und der regionalen Newsdesks zurück.
Was macht guten Datenjournalismus aus?
Guter Datenjournalismus bricht ein komplexes Thema oder einen Zusammenhang einfach verständlich und anfassbar für die Leserinnen und Leserinnen herunter. Datenquellen, Methodik und Schwächen der Analyse oder Darstellungsform werden transparent und verständlich kommuniziert.
Was braucht ein herausragender datenjournalistischer Artikel?
Ein herausragender datenjournalistischer Artikel entdeckt aufgrund einer Datenanalyse ein Thema, das ansonsten verborgen geblieben wäre, bricht einen komplexen Zusammenhang in einfach zu verstehende Bilder herunter oder begeistert Leserinnen und Leser durch ein spannendes Format auch für trockene Themen.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Wir freuen uns auf die Ehrung großartiger journalistischer Texte und Projekte.