Dr. Uwe Jean Heuser
Kurzbiographie des Autors
Jahrgang 1961, leitet das Wirtschaftsressort der Wochenzeitung DIE ZEIT. Er studierte Volkswirtschaft in Bonn und Berkeley (USA), promovierte in Köln und erwarb einen Master-Titel in Harvard. 2004 erhielt er den Herbert Quandt Medien-Preis für die Artikelsammlung "Schöpfer und Zerstörer“. 2011 wurde er mit dem Dietrich-Oppenberg-Medienpreis der Stiftung Lesen ausgezeichnet. Sein Buch "Humanomics", in dem er die Revolution des ökonomischen Denkens beschreibt, gewann den getabstract International Book Award als Deutsches Wirtschaftsbuch des Jahres 2008. „Anders Denken“, einem Buch für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, war 2013 auf der Shortlist für den deutschen Wirtschaftsbuchpreis. Sein neuestes Buch „Kapitalismus inklusive“ beschreibt, wie wir den Kampf gegen die Populisten bestehen. Zusätzlich zu seiner Tätigkeit in der ZEIT-Redaktion ist Uwe Jean Heuser Honorarprofessor für Ökonomie an der Leuphana-Universität in Lüneburg und engagiert sich unter anderem im Kuratorium der Studienstiftung.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Fridays for Future ging auf die Straße, meine kleine Tochter mit, und ich wollte wissen, was eine echte Klimawende bedeuten würde. Was müsste sich ändern? Könnten wir uns das leisten? Und sind unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem dafür überhaupt geeignet? Zunächst habe ich nach einem geeigneten Ort gesucht, um Klimawende in Aktion zu beobachten. Kopenhagen stellte sich als besonders geeignet heraus. Also fuhr ich einige Tage hin, sprach mit Energie- und Verkehrsleutenn, dem Ökochefplaner, dem Bürgermeister, sah mir das modernste Kraftwerk, neue Bauweisen, Brücken nur für Fahrradfahrer an, aß in angeblich nachhaltigen Restaurants, sprach mit Ökounternehmern. Aber auch mit Kritikern der Stadtpolitik. Das war das Anschauungsbeispiel. Außerdem reiste ich zu Klimaforschern und Weltökonomen in New York, München, Paris. Am Ende stand die These fest: Klimawende geht, aber nur, wenn alles auf einmal geschieht und das Warten ein Ende hat.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Kopenhagen zeigt wie viele Städte gerne seine strahlende grüne Seite, aber was ist mit den Schattenseiten? Die galt es zu finden. Und jeder Klimaforscher hat seine eigene Wahrheit, die kritisch zu hinterfragen ist. Manche berühmte Forscher waren gerade im Greta-Jahr zu Halbgöttern avanciert und damit schwer zu kriegen. Dann galt es das alles zusammenzufügen.
Von wem wurden Sie dabei unterstützt?
Meine Kollegen im Wirtschaftsressort der ZEIT haben mir die nötige Zeit gegeben, die stellvertretende Chefredakteurin Sabine Rückert begleitete das Projekt liebevoll, und der Chefredakteur Giovanni di Lorenzo machte daraus seine Titelgeschichte.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Er gibt dem Neuen, dem Unterbelichteten und dem Schwachen eine Stimme. Er entdeckt dem Leser Fakten und Gedanken und fügt sie zu einem originellen Bild der Welt zusammen.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Herz und Verstand, Ästhetik und Struktur. Am Ende entsteht eine Stimme, die schwer zu überhören und der leicht zu folgen ist.