Elisa Schwarz

Kurzbiographie der Nominierten in der Kategorie Thema des Jahres „Corona - Leben im Ausnahmezustand“ 2021

Elisa Schwarz wurde 1991 in Herrenberg geboren und wuchs im Schwarzwald auf. Für ihr Studium der Medien- und Politikwissenschaft zog sie nach Tübingen, Konstanz, Osaka und schließlich nach München, wo sie die Deutsche Journalistenschule besuchte. Seit 2019 arbeitet sie als Reporterin bei der Seite Drei der Süddeutschen Zeitung und schreibt am liebsten über Menschen, die von irgendetwas fasziniert sind – Funkmasten, Bärtierchen, Eisenbahnen, ganz egal.

Elisa Schwarz
privat

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?

Wir saßen in der Redaktion zusammen und haben mal wieder über Corona geredet und darüber, dass wir alle jemanden im Freundeskreis haben, der komisch geworden ist. Der Kumpel, der sagt, es gibt kein Virus. Die Freundin, die Verschwörungs-Links in WhatsApp rumschickt. Da wurde uns klar, dass Corona nicht nur die Lunge zerstört und den Einzelhandel, sondern auch Freundschaften und Beziehungen. 

Dieser Entfremdung, diesem Riss wollten wir nachgehen, und so machte ich mich auf die Suche nach Protagonisten. Meine Recherche führte mich in viele Facebook-Foren, die alle irgendwas mit „Corona ist doch nicht das Problem!“ zum Thema hatten. Ich schrieb Nachrichten an Corona-Leugnerinnen und an Wutbürger, an Menschen, die keine Angehörigen an das Virus verloren hatten, aber doch um einen Menschen trauerten, der ihnen fremd geworden war. Und so kam ich zu meiner ersten Protagonistin, übrigens nicht Sandra Röhren, sondern ihre Freundin, die nach vielen Vorgesprächen bereit war, mir ihre Geschichte zu erzählen. Die Geschichte einer zerbrochenen Freundschaft.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?

Ich habe noch nie ein Thema recherchiert, das so intim für meine Protagonistinnen war. Darum war meine größte Sorge auch, dass ich die beiden missverstehe, mich in Details irre oder am Ende über die Beziehung urteile. Zudem hatten die beiden Frauen ja keinen Kontakt mehr zueinander. Wieso sollten sie also mit mir reden, einer Journalistin, die darüber auch noch schreiben will? Wie baut man Vertrauen auf? Und wie ist man eigentlich empathisch, ohne die Distanz zu verlieren? Alles Dinge, die man in keiner Ausbildung lernen kann, sondern nur bei eigenen Recherchen (sorry für die Floskel).

Wie wurden Sie dabei unterstützt?

Meine Kollegen von der Seite Drei/ Buch Zwei haben den Text toll redigiert, mir ganz viele Tipps gegeben und mich beim Schreiben mit Schokolade überschüttet. Das war sehr nett. Alessandra Schellnegger ist zu den beiden Frauen gefahren, um ausdrucksstarke Portraits zu machen und dieses schwierige Thema in Bildern umzusetzen: Also eine Freundschaft zu zeigen, die nicht mehr da ist. Und natürlich haben mich die beiden Frauen mit ihrem Vertrauen und ihrer Bereitschaft total motiviert, auch die 50. Detailfrage zu beantworten. An den Leserbriefen habe ich gemerkt, wie viele Menschen sich in der Geschichte wiedergefunden haben, und ich finde es mutig und toll, dass die beiden so offen waren.  

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?

Wenn er überraschende Geschichten erzählt und nicht einfach die Twitter-Trends abgrast.

Was braucht ein herausragender Artikel?

Ein Satz, ein Gedanke, ein Bild, das beim Leser hängen bleibt, am besten für sehr, sehr lange.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung?

Dass alle Jogginghosen anhaben im Home-Office-Style, aber obenrum im Hemd vor dem Laptop sitzen. Quasi als Sinnbild dafür, dass wir seriösen, starken Journalismus feiern, ohne uns selbst dabei allzu wichtig zu nehmen. 

Sie tanzten zusammen durch die Nächte, Wange an Wange, zwei Frauen, eigentlich unzertrennlich. Dann kam das Virus, das ja nicht nur Lungen zerstört. Die Geschichte einer verlorenen Freundschaft.

Nominierte Elisa Schwarz Thema des Jahres „Corona – Leben im Ausnahmezustand“

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