Jakob Simmank
Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Meinung 2023
Jakob Simmank, geboren 1988, hat in Hamburg, Leipzig und Buenos Aires Medizin studiert. Kurze Auszeit von der Medizin: Studium der Moraltheorien und kognitiven Psychologie an der Queen's University Belfast 2011/12. Zwischen 2011 und 2017: Doktorarbeit über Entscheidungsfindungsprozesse bei Übergewichtigen am Max-Planck-Institut für Neurowissenschaften. Dazwischen: Freies Schreiben, unter anderem für DIE ZEIT und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Seit Januar 2018 Redakteur im Ressort Wissen von ZEIT ONLINE. Seit April 2021 Ressortleiter des neu gegründeten Ressorts Gesundheit. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 wurde Jakob Simmank vom Medium Magazin zweimal unter die zehn besten Wissenschaftsjournalisten gewählt.
Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Nach zwei Jahren der sehr intensiven wissenschaftsjournalistischen Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie verspürte ich Anfang 2022, inmitten der Omikron-Welle, die gewissermaßen das Ende der Pandemie einläutete, das Bedürfnis noch einmal tiefer zu schürfen: Ich hatte über das Virus geschrieben; über die Rezeptoren, die es nutzt, um in menschliche Zellen zu schlüpfen; über die Schäden, die es anrichtet; über die Entwicklung der Impfstoffe und Strategien, die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Und ich hatte immer wieder in ausführlichen Interviews mit führenden Virologen und Epidemiologen versucht herauszuarbeiten, wo wir stehen in dieser Gesundheitskrise. Wofür weniger Zeit blieb: Danach zu fragen, ob wir als Gesellschaft genügend lernen – und zwar nicht nur über die Bekämpfung einer Seuche, sondern über tiefer liegende Fragen, die Corona an die Oberfläche gespült hatte: Wie hängen Gesundheit und der Aufbau unserer Gesellschaft miteinander zusammen? Und wie kann ein gesamtgesellschaftlicher Umgang mit Wissen und Unwissen in Krisensituationen aussehen?
Vor welchen Herausforderungen standen Sie?
Die größte Herausforderung war vielleicht, die vielen losen Fäden zu verbinden, die am Ende von zwei Jahren fast monothematischen Journalismus vor mir lagen. Der Text baut ja auf einer Vielzahl an Gesprächen und aus dem Sichten unzähliger Studien. Dort einen klaren Fokus zu finden, fiel mir bisweilen schwer. Was, das fragte ich mich immer wieder, hält die vielen Gedanken zusammen?
Wie wurden Sie unterstützt?
Zuerst meinem Kollegen, Philipp Daum, der mir überhaupt das Gefühl gab, es sei sinnvoll, meine Gedanken aufzuschreiben, der mir half, sie zu ordnen und der mich vor allem immer wieder ermutigte, weiterzumachen. Wahrscheinlich hätte ich den Text ohne ihn nie fertig geschrieben. Und meiner Frau, die selber Ärztin ist, und mit der ich unzählige Gespräche über das Thema geführt habe. Aber natürlich wäre dieser Text auch niemals ohne die Redaktion von ZEIT ONLINE zustande gekommen, in der sehr vieles möglich gemacht wird, und auch nicht ohne die vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte und klugen Gesprächspartner, mit denen ich über das Thema gesprochen habe.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Er öffnet mir neue Welten. Es gibt zum Glück unzählige Wege, auf denen er das tun kann.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Einen tollen Austausch mit klugen Kolleginnen und Kollegen. Sonst gar nicht so viel, ich hätte nie gedacht, dass ich mal dabei sein darf als Nominierter.