Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag?
Die Pausenversorger der Kindergärten und Schulen hatten mich schon eine Weile interessiert. Nach den Lockdowns waren die Portionen deutlich teurer geworden. Es gab viel Frust in den Familien und bei den Großküchen, die ihre Existenz bedroht sahen. Dann kam der Fritten-Tweet, der Pommes und Nuggets in einem Chemnitzer Kindergarten als Verbrechen an Kindern und Eltern bezeichnet. Ich wollte etwas über die Küche erfahren, aus der das Fast Food stammte. Als ich Germaine Colditz traf, war schnell klar, dass die These des Tweets nicht stimmt. Ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte der Köchin das komplette Thema tragen kann und nebenbei etwas über die Oberflächlichkeit in den sozialen Netzwerken erzählt.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Da die meisten Kindergärten nicht selbst kochen, hatte ich eine Großküche vermutet und danach gesucht. Im Tweet war der Name der Kita anonym geblieben. Die Geschichte hat durch mehrere Zufälle zu mir gefunden. Ein Freund von Germaine Colditz schrieb mir per Mail, wie sehr die Köchin unter dem Shitstorm leide. Es brauchte Zeit und gute Worte, bis sie bereit war, mich zu treffen. Weil die Aufmerksamkeit im Netz hoch war auf den Tweet und die Stimmung teilweise aufgeheizt, musste ich befürchten, dass es schwierige Reaktionen geben könnte.

Wie wurden Sie unterstützt?
Von Germaine Colditz, die sich immer mehr geöffnet hat und deren Geschichte erdet.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Er ist weder schwarz noch weiß und hilft mir, die Dinge zu sortieren.

Was braucht ein herausragender Artikel?
Er ist ehrlich, geht unter die Haut und hinterlässt Spuren.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Ich freu mich drauf!