Patrick Schwemling

Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt 2023

Patrick Schwemling, 1988 in Minden geboren, begann seine Karriere im Journalismus nach dem Abitur als freier Mitarbeiter in der Sportredaktion des Mindener Tageblatts. Bis heute arbeitet er für diese Zeitung. Während des Studiums in Paderborn (Germanistische Sprachwissenschaft und Geschichte) und danach blieb er dem Sport treu und arbeitete zunächst freiberuflich. Im Oktober 2018 entschied er sich für eine Festanstellung und volontierte bei seiner Heimatzeitung. Seit 2020 ist er als Redakteur in der Digitalredaktion angestellt. In dieser Zeit wirkte er unter anderem an dem Themen-Spezial „Hiller Morde“ mit, für welches er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen 2019 in der Kategorie „Innovatives Format im Lokalen“ den Preis des Journalismus Labs NRW gewann.

Patrick Schwemmling
Alexander Lehn

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Mit dem Kriegsbeginn und der Invasion Russlands in der Ukraine am 24. Februar war das Thema „Ukraine-Krieg“ in der Berichterstattung allgegenwärtig, schnell formierten sich in ganz Deutschland sogenannte Hilfskonvois, darunter auch in Minden. Ein Projekt stach dabei besonders heraus und meine Kollegin Anja Peper traf sich am Dienstagabend, 1. März, mit meinem späteren Protagonisten Dr. Frank Wolter, um über den für Freitag, 4. März, geplanten Konvoi zu sprechen. Nach ihrem Termin berichtete sie mir davon und ich spürte früh, dass es eine besondere Gelegenheit sein könnte, dieses Hilfsprojekt zu begleiten. Es handelte sich neben den bekannten Lieferungen wie Kinderkleidung, Konserven etc. nämlich auch um den Transport von etlichen Medikamenten, Narkosegeräten, Erste-Hilfe-Sets und so weiter, die später an der Grenze dem ukrainischen Militär überreicht worden sind. Ein ukrainischer Arzt, der den Konvoi begleitete, war zudem in Kontakt zum Verteidigungsministerium und dem Geheimdienst des Landes, was für mich im ersten Moment völlig surreal war – und ich rechnete als Lokaljournalist nicht damit so nah an solche Gegebenheiten heranzukommen. Relativ schnell bekam ich die Zusage den Konvoi begleiten zu dürfen und war dann von Freitag, 4. März, um 6 Uhr bis Sonntag, 6. März, 4.30 Uhr, mehrere Tausend Kilometer quer durch Europa dabei, die Recherche fand nahezu ausschließlich live und vor allem improvisierend statt.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie?
Die größte Herausforderung war sicherlich die Ungewissheit. Wohin fahren wir? Was erwartet mich? Wie nehmen mich die helfenden Menschen wahr? Bin ich ihnen ein Klotz am Bein oder werden sie mich mit offenen Armen empfangen? Das alles waren Fragen, die ich mir vor der Live-Reportage gestellt habe – und die in der Tat bis zum Start nicht beantwortet waren. Dass dieses Projekt am Ende zu dem geworden ist, was es geworden ist, liegt vor allem daran, dass mich die Helfenden von Beginn an als vollwertiges Mitglied ihres Hilfskonvois aufgenommen haben. Während der rund 46 Stunden gab es folgende Herausforderungen: Was passiert als nächstes? Werden wir Schlaf bekommen? Wie spiele ich alles aus und wie priorisiere ich meine Berichterstattung (neben der Instagram-Reportage habe ich einen Live-Blog für MT.de geschrieben und nach der Reise noch einen Reportagebeitrag)? 

Wie wurden Sie unterstützt?
Unterstützung habe ich vor allem von meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Digitalredaktion bekommen, die meine Beiträge für den Live-Blog auf unserer Homepage sowie meine Bilder aus dem Office heraus zu einem vernünftigen Beitrag zusammengebaut haben. Ich habe alle Texte über die Notizen-App auf dem iPhone verfasst und somit mussten sie da sicherlich ein bisschen mehr Korrektur lesen als normalerweise. Ansonsten war ich während des Reportage-Trips und gerade in Bezug auf Instagram mehr oder weniger auf mich alleine gestellt und habe alle Inhalte live produziert, geschnitten, mit Untertiteln unterlegt und so weiter. Bei kritischen Inhalten, wie etwa das Zeigen von geflüchteten Menschen (wir haben uns im Detail dagegen entschieden), habe ich Rücksprache mit meiner Chefredaktion in Person von Benjamin Piel und Nina Könemann gehalten, die mich beide von Beginn an zu dem Trip ermutigt und ihn letztlich ermöglicht haben.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Guter Journalismus bedeutet für mich zuallererst, das wir darüber berichten, was die Menschen bewegt und die Realität widerspiegelt. Ich beobachte oft, dass für eine vermeintliche Zielgruppe geschrieben wird, die oft jedoch nichts mit der Realität zu tun hat. Guter Journalismus bedeutet deshalb für mich auch das Ausbrechen aus der eigenen Blase, das hinter die Kulissen schauen und das Gespür dafür, was wirklich relevant ist. In viel zu vielen Texten und Beiträgen ist das leider nicht der Fall.

Was braucht ein herausragender Artikel?
Ein herausragender Artikel braucht ein Thema, das mich packt und einen Text, der mich nicht mehr loslässt.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
In allererster Linie erwarte ich einen schönen Abend und freue mich auf viele, interessante Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen aus der Branche. Für mich persönlich ist es eine große Ehre zu den drei Nominierten in der Kategorie „Bestes lokales Digitalprojekt“ zu gehören und dementsprechend ist mir jetzt schon klar, dass ich diesen Abend – völlig unabhängig vom Ausgang – in vollen Zügen genießen werde.

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